Abschied

Elisabeth Adensamer

von Elisabeth Adensamer

Story
Bergheim 2019 – 2025

Ich glaube, es ist eine menschliche Eigenschaft, dass erst dann, wenn man etwas aufgeben muss, einem bewusst wird, was man da hatte. Während es vorher zum Alltag gehört, man es selbstverständlich benutzt, wohl auch schätzt, aber nie in dem Ausmaß, als wenn dann feststeht: Das ist vorbei, der Tag der endgültigen Trennung rückt näher.

Ich spreche jetzt nicht von irgendeinem Partner, nein, ich spreche von nichts anderem, als unserem Haus. So wenig ich mich am Anfang, vor knapp30 Jahren begeistern konnte, umso mehr liebe ich es heute:

°Den Blick auf den Garten, die Kirche, den Untersberg,

°die je nach Wetter und Uhrzeit unterschiedlichen Beleuchtungsvarianten,

°den Wald, der eine Seite unseres Grundstücks im Sommer zu einer grünen Wand macht

°die verschiedenen Sitzplätze einmal zwischen der Steinmauer°

zum Frühstücken in der Morgensonne,

°einmal unter der Trauerweide in Gesellschaft mit einem Buch.

°einmal in der Laube, beim Esstisch auf der Terrasse

Unser Haus ist meine „Tankstelle, meine Kraftquelle. Heimkommen, viele zigtausende Male in den letzten Jahren, durchatmen, Feuer machen im Ofen. Man muss berücksichtigen, dass ich ein kleiner Pyromane bin, ankommen.l

Die einzelnen Räume von und nach unseren Bedürfnissen gestaltet, sind sehr persönlich, individuell geprägt von vielen Generationen. An keinem Ort haben mein Mann und ich eine längere Zeit verbracht, als an diesem.

Unsere Entscheidung, das Haus aufzugeben, ist eine sehr rationale, von ganz vielen Argumenten gestützt, es fehlt nur noch meine Seele, die ich noch nicht überzeugen konnte, sie ist noch nicht bereit aufzubrechen und nachzukommen.

Vielleicht versteckt sie sich im Pool, das lass’ ich besonders ungern zurück es war ein Geschenk von mir an mich.

Nichts ist schöner, als an einem heißen Sommertag sich ins Wasser zu werfen, die Kälte am ganzen Körper zu spüren, fast keine Luft zu bekommen und plötzlich vollkommen erfrischt zu sein, dieser Augenblick ist einzigartig, ja ich würde sagen, das ist Glück .

Jetzt ist es Zeit nach vorne zu schauen und vielleicht gelingt es mir ja doch, die Seele zum Mitkommen zu überreden. Sie könnte mir als „Erinnerung“kostbare Dienste leisten.



© Elisabeth Adensamer 2025-01-23

Genres
Romane & Erzählungen
Stimmung
Dunkel, Emotional