von Elfie-F
So lautete die Headline eines Zeitungsartikels letzte Woche, der meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Die GREYHOUND-Busse geben nach fast 100 Jahren in Kanada ihr Streckennetz auf! Es war DAS Fernbusunternehmen mit dem Windhund im Logo, welches selbst in Filmen und Songs gewürdigt wurde, wie auch von mir, die ich sehr viele Meilen, Tage und Nächte in deren Kunstledersitzen auf Rädern verbrachte. Es stimmt mich traurig und weckt Erinnerungen.
Meine letzte Greyhound-Reise in Kanada liegt noch gar nicht so lange zurück. Ich besuchte meine Freundin in New York. Wir planten eine kleine gemeinsame Reise nach Kanada. Total aufgeregt war ich, als wir am gut besuchten Busbahnhof die vielen, meist jungen Leute, wie ich es damals war, als ich meine Abenteuerreise unternahm, mit ihren fetten Rucksäcken warten sah. Jetzt gab es ein Revival. Unser Ziel war Montreal. Ich fühlte mich wie in einer Zeitmaschine. Es war einfach wunderbar, die 8 Stunden allein schon durch die Möglichkeit, mit meiner Freundin, die ich lange nicht gesehen hatte, mit Plaudern zu füllen und dabei aus dem Fenster die vorbeifliegende Landschaft und den Himmel zu sehen. An der Grenze stiegen wir alle aus, doch nach kurzer Zeit waren alle Pässe gecheckt und wir waren back on the road again. Die Fahrt verging wie im Flug.
Und nun soll es diese Art der preisgünstigen Fortbewegung auf langen Strecken nicht mehr geben? Ein Trauerspiel! Aber seit dem Beginn der Pandemie, die alle Touristikunternehmen weltweit in die Krise gestürzt hat, war die Zahl der Gäste um 95 Prozent gesunken. Ob es eine gute Entscheidung ist? So günstig, wie die Flüge noch vor einem Jahr waren, werden sie bestimmt nicht bleiben. Dann sind wieder Alternativen gefragt.
Es war das Verkehrsmittel der nicht so zahlungskräftigen Gesellschaft. Und es waren vor allem junge Menschen, die diese Art des Reisens wählten, weil sie zum einen das Abenteuer, doch besonders auch die Begegnung mit den Menschen vor Ort suchten. Ich traf einige, die durch ihre Arbeitslosigkeit gezwungen waren, in anderen Teilen des Landes Arbeit zu finden. Sie fuhren mit dem Greyhound und übernachteten in Hostels, während sie auf der Suche waren. Studenten fuhren in den Semesterferien damit nach Hause. In den abgelegenen Regionen, wie z.B. im Yukon, konnte man sich auf den Greyhound verlassen, der auf dem Alaska-Highway die Dörfer miteinander verband.
So bleibt die Frage, was ist jetzt die Alternative? Trampen?
Ich hatte es immer als die allerletzte Möglichkeit angesehen und meine Erfahrungen damit gemacht. Für allein reisende Frauen war es schon immer mit Risiken verbunden und in Kanada in manchen Regionen und Straßen gar nicht erlaubt.
Es bleibt zu hoffen, dass ein neues Unternehmen dieses Konzept wieder aufgreifen wird. Fliegen ist bestimmt keine Alternative und die Bahn bietet zu wenige Strecken.
© Elfie-F 2021-05-20