von Melina Horlbog
Das Knacken der Lautsprecher beendete meine Gedanken, dannen Rauschen, sowie ein schrilles Quietschen, daraufhin folgte die Durchsage des Bahnführers: „Sehr geehrte Damen und Herren, in wenigen Minuten erreichen wir die Endstation, ich bitte darum die Armlehnen und Klappsitze in ihren Ursprungszustand zurückzuversetzen. Stellen Sie sicher nichts vergessen zu haben. Wir wünschen einen guten Tag!“
Von wegen „schöner“ Tag, das, was mir gleich blüht, wird alles andere als schön.
Die Bahn wurde immer langsamer, beim Einfahren in den Bahnhof. In der Sekunde, als die Bahn zum Stehen kam und sich die automatischen Türen mit einem dumpfen aufsprangen, sprintete ich los, so schnell mich meine Beine tragen konnten rannte ich durch die dunklen, sehr schwach beleuchteten Gänge. Abrupt blieb ich stehen, dass Ende dieses Ganges bestand aus einer bescheuerten Sitzecke mit zwei Automaten. Fuck, doch verlaufen, jetzt war ich geliefert.
Links befand sich eine kleine Aussparung im Gestein, gedankenlos quetschte ich mich in die Lücke, hoffentlich übersehen sie mich.
Ihre Stimmen hallten durch die Menschenlehre Gänge, sie kamen immer näher. „Komm raus, Komm raus, wie wollen dir doch gar nichts tun, wir holen uns das, was dein Vater uns schuldig ist und wenn er nicht zahlt ist er selbst dran Schuld, er kannte schließlich die Regeln. Also mach es uns doch leicht, wir versprechen ganz sanft zu dir zu sein.“, er machte ne kurze Pause, fügte dann noch hinzu: „Aber wenn du nicht willst, müssen wir wohl härtere Maßnahmen ergreifen, das wird ganz schön weh tun, du hattest die Chance, wie du möchtest!“
Plötzlich spürte ich einen warmen Luftzug durch den Stoff meine Hoodies, ruckartig zog etwas bzw. jemand mich nach hinten, wodurch ich das Gleichgewicht verlor und aufs Steißbein fiel.
„Du lebst doch lang genug in dieser Gegend um zu wissen, das Verstecken immer sinnlos ist, oder?“, der Typ mit dem Baseballschläger grinste hinterlistig, als er sich zu mir runterbeugte. Aus Reflex knallte ich ihm eine mit der flachen Hand. Fand er wohl nicht so amüsant. Der Muskelprotz ohne Waffe riss mir den Rucksack vom Rücken und hob mich an den Armen hoch.
Noch bevor ich mich wehren konnte rammte, der Typ mit dem Baseballschläger, selbigen gegen meinen Oberkörper, erst ein, dann zwei, dann durchgehend hinter einander, jeder Schlag ließ meinen ganzen Körper erbeben und schmerzte umso mehr.
Ich versuchte nicht vor Schmerzen zu schreien oder zu heulen (ich wollte nicht schwach sein, nicht jetzt, nicht hier), die ging so lange gut, bis der andere mit dem Schlagstock mit voller Wucht gegen mein Schienbein schlug, wimmernd sackten meine Knie ein und ich ging zu Boden. Jetzt ging erst richtig los.
Alle drei traten und schlugen, gleichzeitig, auf mich ein. Mit den Armen versuchte ich wenigstens die Tritte zum Kopf etwas abzublocken.
Gut ne halbe Ewigkeit verging, bis sie endlich von mir abließen, dann rannten sie, schäbig. Lachend davon. Ich blieb liegen, wie ein Fisch auf dem Trockenen.
© Melina Horlbog 2023-08-12