von Hans-Jörg Lufter
Der kleine Bahnhof war noch fast leer, als Hans Peter die breite Steintreppe hinauf stieg und den Bahnsteig überblicken konnte.
Es ging auf Klassenfahrt, er stellte den kleinen braunen Koffer ab und schaute sich um. Hier hatte er als Kind oft gespielt.
Guten Morgen Hans Peter, begrüßte ihn seine Klassenlehrerin, du bist ja fast der erste heute.
Nach und nach füllte sich der Bahnsteig und seinen Klassenkameraden trafen ein, es war ein lustiges Treiben und eine aufregende Stimmung. Dann kam der Zug und alle versuchten in ein Abteil zukommen, schließlich war es die letzte gemeinsame Fahrt, danach begann das Berufsleben.
Nach fast vier Stunden Fahrt kamen sie in Leipzig an. Auf dem großen Bahnhof kam sich Hans Peter ein bisschen verloren vor.
Sie gingen in die Bahnhofsgaststätte zum Mittagessen. Es war nicht viel Zeit, bis zur Abfahrt des Anschlusszuges. Einige seiner Mitschüler waren fertig und gingen schon auf den Bahnsteig zum Zug.
Hans Peter eilte Ihnen etwas später hinterher. Auf dem großen Bahnhof waren viele Menschen zu sehen, ein buntes Treiben. Er entdeckte seinen Klassenkameraden, der eine auffällige Jacke trug, und eilte dort hin. Als er näher kam, merkte er, dass es Jugendliche waren, die er nicht kannte. Er bekam einen Riesen Schreck. Er wusste auch den Bahnsteig nicht, seine Klassenlehrerin hatte es erklärt, Peter hat mal wieder nicht zugehört. Er versuchte verzweifelt jemanden zu finden, der ihm weiterhelfen konnte. Endlich fand er unter den vielen Menschen einen Mann in blauer Uniform. Dieser schüttelte den Kopf als Peter ihn fragte, wo denn der Zug nach Plauen abfährt. Der ist eben raus, sagte er, wie raus fragte Peter, na abgefahren sagte er und ließ ihn stehen. Hans Peter war verzweifelt und trottete den Bahnsteig entlang. Na auch den Zug verpasst, hörte er plötzlich eine Stimme. Er blickte auf und glaubte zu träumen, vor ihm stand seine Traumfrau, lockige dunkle Haare ein Lächeln, das ihn förmlich bewegungslos machte, und die Augen, er war sprachlos. Ein Unglück kommt selten allein, plauderte sie munter drauflos. Ich hatte hier in Leibzig einen wichtigen Termin und habe die Unterlagen dafür vergessen und jetzt auch noch den Zug verpasst. Wir gehen jetzt erst mal einen Kaffee trinken und dann zeige ich dir die Stadt sagte sie, und lachte ihn an. Hans Peter hatte plötzlich alles vergessen, seine Klasse, seine Lehrerin, die Abschlussfahrt, er war in seinem persönlichen Traum. Später gestand er Verena, dass sie seine Traumfrau sei. Sie lachte und sagte, dass er nicht übertreiben soll. So verging Stunde um Stunde und sie merkten es nicht. Sie hatten sich gefunden. Verena und Hans Peter waren auf Anhieb ein Herz und eine Seele. So etwas gibt es doch nur im Märchen, dachte Peter. Nachdem sie die Trennung etliche Male verschoben hatten, musste es dann doch sein. Zum Schluss nochmal eine innige Umarmung.
Peter sah Tränen in Verenas Augen, auch er hatte einen Kloß im Hals, ihr Glück dauerte acht Stunden.
© Hans-Jörg Lufter 2022-08-01