von LillyMay
Manchmal frage ich mich, warum ich so viel empfinden muss. Warum muss ich mir immer so viele Gedanken über alles machen und warum sind meine Gefühle eine Achterbahn, ohne das eigentlich irgendwas passiert? Also eigentlich passiert schon was, aber eben nur in meinem Kopf und nicht im richtigen Leben.
Obwohl es eigentlich keinen Grund geben sollte, fühle ich mich oft alleine. Obwohl es eigentlich keinen Grund geben sollte, bin ich viel zu oft unglaublich aufgeregt. Obwohl es eigentlich keinen Grund geben sollte, bin ich ab und zu ganz plötzlich traurig, obwohl ich gerade noch nackt singend durch die Wohnung getanzt bin. Eigentlich läuft alles super, aber irgendwie muss es immer mehr sein als es schon ist. Muss es immer weitergehen, ohne jemals stillzustehen. Muss es immer schneller gehen ohne zu atmen und innezuhalten.
Wenn ich im Bett liege, fahren meine Gedanken immer noch Achterbahn und ich kann es nicht ändern. Je mehr ich versuche es zu stoppen, desto schmerzlicher wird es mir bewusst. Mein Kopf malt Bilder von Unfällen und Verlusten, von Krankheiten und Peinlichkeiten und von ausweglosen Situationen und Versagen. Im wirklichen Leben passiert das nur selten, aber im Kopf passiert es mehr als es gut ist.
Nur ganz selten ist es still und ruhig und friedlich und dann merkt man es nicht und die stillen Momente vergehen, ohne bemerkt zu werden. Ohne gewürdigt zu werden und ohne gutzutun. Und dann fährt sie weiter, die Achterbahn in meinem Kopf. Ohne das ich die Notaustaste finde. Ohne das ich mal mehr Kontrolle habe.
Und dann manchmal, dann habe ich die Kontrolle. Dann wird es immer ruhiger und die stillen Momente tun gut und heilen. Heilen langsam und nach und nach. Und dann passiert es doch, ein Unfall, ein Verlust, eine Krankheit, eine Peinlichkeit, eine ausweglose Situation und ein Versagen.
Und dann wird es wieder laut.
© LillyMay 2023-03-24