ADHD Odyssey: Was ist Neurodivergenz?

Synapsendialog

von Synapsendialog

Story

ADHS ist nur eine von vielen möglichen Erklärungen für deine Schwierigkeiten. Viele andere Diagnosen, wie z.B. Depressionen, können auf den ersten Blick ganz ähnlich aussehen. Deshalb gibt es zum Einstieg einen groben Überblick zum Thema Neurodivergenz, bevor es dann speziell um ADHS und den um den Weg zur Diagnose geht.

Wenn du …

… Situationen oft anders wahrnimmst als die Mehrheit

… „leichte“ Aufgaben schwer und „schwere“ Aufgaben leicht bewältigen kannst

… oft die Erfahrung machst, andere falsch zu verstehen und falsch verstanden zu werden

… nur mit sehr wenigen Menschen auf einer Wellenlänge zu sein scheinst

… dann bist du wahrscheinlich neurodivergent. Aber was heißt das überhaupt?

Grob gesagt bedeutet Neurodivergenz, dass dein Gehirn z.B. in Sachen Wahrnehmung, Kommunikation und Verhalten anders arbeitet als das der Mehrheit. Und darunter fällt zum Beispiel auch ADHS, worauf sich dieser Blog konzentrieren wird (haha, „konzentrieren“).

Dass man irgendwie anders ist, merkt man erfahrungsgemäß schon früh. Spätestens nach dem zehnten „die anderen schaffen es doch auch, pünktlich zu sein/an die Hausaufgaben zu denken/ …“ dämmert einem, dass irgendwas nicht stimmt – und da neurodivergente Kinder mit 12 Jahren schon 20.000-mal häufiger kritisiert werden als neurotypische, ist diese Zahl oft schon vor Ende des ersten Schultages erreicht. Aber dank des praktischen „wenn ich meine Eltern nerve, bis sie mich aussetzen, werde ich gefressen“-Urinstinkt suchen den Fehler bei uns selbst und glauben, dass alle Leute ihr Leben im Griff hätten, nur wir nicht.

Dabei sind wir einfach nur mit unseren Gehirnen in der Minderheit und leben in einer Gesellschaft, deren Anforderungen an das typisch neurotypische Skillset angepasst sind. Was den meisten anderen leicht fällt, kann für uns eine unüberwindbare Hürde sein – und umgekehrt. Leider führt das selten zu Austausch und gegenseitiger Unterstützung, sondern meist zu falschen Anschuldigungen. Schließlich müsste jemand, der*die etwas so „schwieriges“ wie X schafft, nach neurotypischer Logik doch auch diese „kinderleichte Aufgabe“ Y hinbekommen. Und wenn nicht, gibt es natürlich keine andere Erklärung als Faulheit. /sarcasm off

Wenn dir das bekannt vorkommt, gerne in Kombination mit Sätzen wie „Siehst du, du kannst ja, wenn du willst“: sad high-five und ab zum Testen. Diagnostizieren kann dich natürlich nur Fachpersonal, für begründeten Eigenverdacht reicht aber schon sorgfältige Recherche, logisches Denken und last, but not least: das Artgenossen-Radar. Wenn viele deiner Freund*innen entsprechende Diagnosen oder einen Eigenverdacht haben, teilt ihr euch vermutlich nicht nur eine Hirnzelle, sondern auch mindestens eine Neurovariante.


© Synapsendialog 2023-10-06

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