von Eva Köberl
UngefĂ€hr das habe ich mir am ersten Adventwochenende gedacht. Ich habe einen Adventkranz gebunden und wir wollten zu Hause gemeinsam eine Adventkranzweihe veranstalten. Alles war vorbereitet, nur noch die Kerze musste angezĂŒndet werden.
Feuerzeug und ZĂŒndhölzer lagen bereit, mein kleiner Bruder wollte sie anzĂŒnden. Er nahm das Feuerzeug, stellte den Docht der Kerze auf und versuchte, sie anzuzĂŒnden. Beim ersten Versuch ging es nicht, aber er gab nicht auf. Noch nicht. Er verbrannte sich die Finger, aber die Kerze wollte einfach nicht brennen. Er versuchte es wieder und wieder, aber es ging einfach nicht. Irgendwann haben unsere Eltern ĂŒbernommen. Zuerst Papa, dann Mama. Sie hat es mit ZĂŒndhölzern versucht, aber wieder hat es nicht geklappt.
Die Kerzen waren von einer guten Freundin, die sie selbst macht. Diese wollte danach unsere Meinung hören, wie die Kerzen brennen. Da sie sowieso sehr selbstkritisch ist, wollten wir ihr natĂŒrlich nicht von einem Misserfolg berichten. Aber es sah so aus, als wĂŒrde es nichts anderes geben.
Wieder und wieder versuchte Mama es. Mit ZĂŒndhölzern und Feuerzeug. Nichts funktionierte.
Irgendwann fing ich an zu beten, dass die Kerze endlich brennen sollte. Es war ein sehr kurzes Gebet. Ich habe den Kopf in den Nacken gelegt und gedacht: âGott, bitte zĂŒnd die Kerze an. Mir genĂŒgt eine kleine Flamme, wobei eine groĂe natĂŒrlich schöner wĂ€re. Aber egal. Bitte, Gottâ. Dann sah ich wieder nach vorne. Und genau in dem Moment, in dem ich wieder die Kerze anschaute, sprang das Feuer vom Streichholz auf den Docht ĂŒber – und innerlich auch auf mich.
Wir haben uns alle sehr gefreut, dass die Kerze endlich brennt. Die Adventkranzweihe konnte losgehen! Es war eine schöne Feier, aber ich konnte die Augen nicht mehr von der Kerze wenden.
Mehrere Tage danach war ich immer noch glĂŒcklich, weil ich in diesem Moment ganz sicher wusste, dass es Gott wirklich gibt und dass er mich und meine Gebete erhört – auch wenn sie sich nicht wie Gebete anhören. Eigentlich sind es GesprĂ€che, wie mit einem guten Freund. Und das ist das Allerschönste daran!
© Eva Köberl 2021-12-07