von LinneaBorealis
Christmas is coming… Als ich einmal am Weg zum Yogaresort war, sprachen mich zwei Inder an, mit Weihnachtsbaumschmuck in der Hand. Ganz aufgeregt fragten sie mich, ob ich wüsste, wie man einen Christbaum dekoriert. Ob ich das schon mal gemacht hab? Ja klar! Wie funktioniert es? Einfach auf den Baum hängen! Echt? Sie bitten mich ihnen zu helfen. Also steh ich nun da bei 35° und dekoriere mit zwei Indern einen Weihnachtsbaum. Wie schräg! Sie stellen mir ganz viele Fragen zu unserer Tradition in Österreich. Ich erzähle vom Nikolaus am 6. Dezember, dass wir als Kinder unsere Schuhe geputzt haben und vor die Tür stellten und am nächsten Tag eine Überraschung drinnen fanden. Vom Adventkranz, Christkindlmärkten und Glühwein (Hot Wine with Spices?? Können sie sich gar nicht vorstellen). Vom Schlittenfahren, Schneeengeln, Schneemannbauen und Kekserlbacken. Meine Kindheitserinnerungen an die Weihnachtszeit sitzen so tief und idyllisch, dass ich diese Zeit einfach so sehr liebe. Ich erzähle ihnen, dass ich normalerweise den ganzen Dezember Geschenke bastele und diese Zeit besonders genieße, um kreativ zu sein und zu mir zu kommen. Ich erzähle vom Festmahl am 24. Dezember, vom Lieder singen und vom Großfamilien Besuch am 25. Dezember. Sie sind ganz begeistert, das hört sich alles sehr schön an für sie und es tut ihnen leid, dass ich das heuer alles „verpasse“. Aber sie wissen den Grund: Weihnachten in einem anderen Land, mit anderen Traditionen, das wird sicher auch spannend!
Nachts liege ich wach und kann nicht schlafen. Gedanken an Weihnachten und Zuhause kommen hoch und automatisch an meine liebe Oma, die nun auch das zweite Mal nicht mehr dabei ist an Weihnachten. Zu ihren Lebzeiten hätte ich mich wahrscheinlich nicht getraut Weihnachten nicht dabei zu sein. Ich weiß ja wie viel ihr dieses Fest bedeutet und das die ganze Familie zusammen ist. Ich denk an sie und unsere besondere Beziehung die uns verbunden hat. Ihr Lachen… das so ansteckend war, dass sogar ihr Papagei Laura mitgelacht hat. Ich denk an die Zeit als ich noch klein war und viele Tage mit ihr verbracht hab, während meine Eltern arbeiten waren. Wie wir am Küchentisch saßen und ich gemalt hab und sie mich immer gelobt hat „Linnéa aus dir wird eine Künstlerin“. Oder ihre uralten Barbiepuppen mit selbst genähten Kleidern. Ich erinnere mich ans Beten mit ihr. Ich sehe sie vor mir wie sie durch den Garten wuselt und ihre duftenden Blumen pflegt. Wie sie am Herd steht, tropfend vor Schweiß und ein Festmahl für die Familie zaubert. Unsere Gespräche. Unsere Telefonate. Das Gefühl, wenn sie ihre große Hand auf meine kleine legte. Ich liege im Bett und die Tränen kullern. Ich erinnere mich an unser letztes Treffen. Sie sah so anders aus. Und sie begrüßte mich ganz aufgelöst mit dem Satz: „Linnéa, jetzt hätten wir uns fast nicht mehr gesehen“. Sie wusste das sie sterben würde. An diesem Tag habe ich es zum ersten Mal gespürt. Ach Omi, ich vermiss dich so! Du wirst nie vergessen!
© LinneaBorealis 2020-08-11