Ägyptische Männer ticken anders

Ulrike Sammer

von Ulrike Sammer

Story

Wir waren ein Grüppchen von risikofreudigen Menschen, die sich aufmachten, von Wien nach Ägypten zu reisen. Renate, die eben frisch von einem Ägypter geschieden war, hatte folgende Ankündigung veröffentlicht:”Reise zur Oase Siwa. Spüren, fühlen, erleben, sehen – im Augenblick sein. Magische, mystische Reise in das Land der Pharaonen”. Das hörte sich interessant an, denn Renate sprach ägyptisch und kannte das Land. Sie war der Traum jedes Ägypters, blond und sehr üppig. Außerdem Bauchtänzerin und Medium.

Wir trafen uns vor der Reise einmal um die wichtigsten Details zu besprechen und zu sehen, ob wir zusammen passen. (Leider hat sich erst später heraus gestellt, dass das nicht der Fall war.) Außer meinem Mann und mir gab es noch ein zweites Ehepaar und ein paar Frauen. Über das Land Ägypten und die Besonderheiten der Bewohner wurde nichts gesprochen.

Schon die Hinreise stand unter keinem guten Stern.

Nach ein paar mit Besichtigungen voll gestopften Tagen in Kairo, wollten wir in die Wüste aufbrechen. Renate hatte zu unserem Entsetzen einen uralten, ziemlich desolaten Kleinbus organisiert. Unser ganzes Gepäck kam aufs Dach und war ständig absturzgefährdet. Die Plätze drinnen waren eigentlich unzumutbar. Wir saßen fast aufeinander und das in der Hitze für viele Stunden. Wir hatten Renate für diese Fahrt eine Menge Geld gegeben – sie aber bedeutete uns, dass wir uns nicht aufregen dürfen. “Einen ägyptischen Mann darf man nicht kritisieren”.

Der Fahrer hatte zu seiner seelischen Unterstützung noch seinen Neffen mitgebracht. Dieser machte allerdings nicht das Mindeste. Aber er war ein sehr hübscher Mann. Immer wenn er weg sah, musste ich verstohlen zu ihm hinsehen. Diese glutäugigen Araber können schon sehr sexy sein.

Bei einer kurzen Teepause stand er um eine Ecke, um die nur ich sehen konnte. Da fing er an, seltsame Geräusche zu machen, damit ich hinsehe. Und dann machte er auch noch unmissverständliche Handbewegungen und grinste mich an.

Ich erstarrte. Spinnt der jetzt total? Er weiß doch genau, dass ich mit meinem Ehemann war!

Habe ich etwas falsch gemacht? Ich habe ihn doch kein einziges Mal wirklich in die Augen gesehen!

Ein noch krasseres Erlebnis hatte die Jüngste unserer Gruppe in unserem Hotel in der Oase Siwa. Die Bediensteten waren natürich ausschließlich Männer, da Frauen ja nicht in die Öffentlichkeit durften.

Einmal lag diese junge Frau in ihrem Zimmer auf dem Bett und ruhte sich aus. Als es klopfte nahm sie an, dass es jemand aus unserer Gruppe wäre und rief “herein!”

Da stand einer der Kellner, ein rabenschwarzer, baumlanger, muskulöser Mann mit leuchtenden Augen vor ihr.

Als er sich gleich anschickte, sich ihr eindeutig zu nähern, sprang sie entsetzt vom Bett auf und warf ihn unter Gezeter aus dem Zimmer. Er aber war ehrlich erschrocken und erstaunt!

Er war offenbar der Meinung, dass er genau das Richtige getan hat, denn Touristinnen wollen das!

Im Weggehen sagte er noch, dass er morgen wiederkommen würde…

© Ulrike Sammer 2020-09-01

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