Ich schätze jeder von uns hat schon einmal Bilder von einem Slumin einer Zeitung gesehen, weiter geblättert und gedacht, „Gott sei Dank“ lebe ich hier. Zumindest war es bei mir so. Im Geographie Unterricht haben wir im Buch einiges darüber gelesen, aber so richtig darüber nachgedacht oder begriffen was der Ausdruck „Slum“ eigentlich bedeutet, habe ich damals wahrlich nicht.
Während meinem Aufenthalt in Ghana, wo ich mit Kindern arbeitete, besuchten wir das Slum in Accra. Einige Schulen befinden sich in der Nähe des Slums, wo Straßenkinder in Sammelklassen unterrichtet werden.
Je länger man in diesem Land ist, desto normaler werden die Hupkonzerte der sogenannten „Tro Tros“, die Müllberge, die sich am Straßenrand häufen und die laute Musik egal wohin man geht, die nebenbei eine schreckliche Soundqualität hat. Man schlendert durch die Straßen von Accra und denkt sich teilweise gar nichts mehr dabei, wenn man jede drei oder vier Meter ein Plastik Sackerl oder Cola Dosen sieht.
Dann betritt man das Slum. Ein Boden voll bedeckt mit Plastik und Elektro Schrott. Durch dieses Slum fließt ein Fluss, viele denken jetzt vielleicht „oh schön ein Fluss“. Wenn man genau hinschaut, sieht man Blubber Blasen, die wie in einem Sumpf auf die Oberfläche tauchen, so verschmutzt war der. Ziegen und Kühe, die sich von den Überresten im Plastik ernähren und Kinder, die in diesem Müll mit ihren Freunden Fangen spielen. Das Schlimmste war jedoch zu sehen, wie die Menschen und Kinder in diesem Schmutz und ihren „Hütten“ ihr ganz normales Leben lebten.
Nein, ich habe mich geirrt, das schlimmste ist zu wissen, dass wir unseren Müll dort ablagern und sie sozusagen in unserem Schmutz leben.
Nach diesem Tag habe ich begriffen, was „Slum“ bedeutet.
© Marlene Gallhuber 2020-04-03