von Marianna Vogt
Solange ich noch fit und knusprig bin, möchte ich ein GemĂ€lde fĂŒr die Ahnengalerie anfertigen lassen.
Um mich auf dieses Ereignis vorzubereiten, entschloss ich mich, mich in einer Ahnengalerie inspirieren zu lassen.Interessiert und mit wachem Auge flanierte ich durch die Ahnengalerie. Hielt bei jedem Bild inne und las im Ahnenbuch, was es ĂŒber die Persönlichkeiten damals zu berichten gab.
Johann muss gemĂ€ss der Ăberlieferung ein sehr strenger, aber herzensguter Patron einer Hutwerkstatt gewesen sein. Seine Angestellten behandelte er immer fair und er respektierte jeden von Ihnen. Seine Lieblingsfarbe war schwarz, aber das weiĂe Hemd durfte unter keinen UmstĂ€nden fehlen.
Alma war eine strenge Frau und verstand keinen SpaĂ, wenn es um Zucht und Ordnung ging. Sie trug immer ihre schlichte, helle Haube und einen selbst gehĂ€kelten, kleinen Umhang ĂŒber ihrem dunklen Gewand. Sie hatte grossen Gefallen an der Kleidung ihres Herrn Gemahls, jedoch weniger an dessen Reinigung.Alma war dies bald einmal zu viel und stellte Katharina, die Tochter von Maria, Almas Freundin ein.
Katharina verliebte sich nach kurzer Zeit unsterblich in den Sohn Rudolf.Rudolf indes war ein Schurke, ein Weiberheld und SĂ€ufer.Katharina geblendet von seiner Schönheit, störte dies wenig. Sie genoss seine ZĂ€rtlichkeiten und die LiebesschwĂŒre und wurde bald darauf schwanger. Ein Skandal zu dieser Zeit.So wurden die beiden, aus dem elterlichen Hause vertrieben.
Neben Rudolf hing das GemĂ€lde ihres Ă€ltesten Sohnes Ludwig. Seine Liebe galt dem MilitĂ€r. Johannes und Alma glaubten nicht im Entferntesten daran, dass er eines Tages heiraten wĂŒrde, denn auch in seiner Freizeit engagierte er sich fĂŒr das Wohl seines Heimatlandes.Doch dann sah er Frieda in der MilitĂ€rkantine und es war um Ludwig geschehen! Schon ein paar Monate spĂ€ter ehelichten sie sich und sie wuchsen zu einer grossen Familie heran.Ich inspirierte mich noch eine ganze Weile weiter. Die Idee fĂŒr die Nachwelt erhalten zu bleiben, fand ich groĂartig.
Dann entdeckte ich in diesem historischen Raum, Anmeldetalons fĂŒr die Erstellung eines PortrĂ€ts fĂŒr diese Ahnengalerie. Ich zögerte keinen Moment und schrieb mich ein. Kurze Zeit spĂ€ter bekam ich das Aufgebot.Ich staunte nicht schlecht, als ich dann das Zimmer betrat und statt des Malers eine Selbstauslösekamera vorfand. Neben der Kamera hing eine Anleitung an der Wand: Wenn Sie bereits sind, drĂŒcken Sie bitte auf den Auslöseknopf. Sie haben genau 10 Sekunden Zeit um sich in Pose zu setzten.Na prima, dachte ich, die PortrĂ€tmaler von frĂŒher scheinen wohl ausgestorben zu sein.
Ich muss zufrieden sein â es ist vollbracht, mein Foto fĂŒr die Ahnengalerie!
Geschichte frei erfunden!
© Marianna Vogt 2021-05-30