Alle Jahre wieder

Alle Jahre wieder.

Der Typ am Nachbartisch, der nach einem Achterl Weiß schon hinüber ist und seine Lebensgeschichte zum fünften Mal erzählt.

Jingle Bells.

Die Tussi an der Bar, mit den zusammengepressten Brüsten, die einem von weitem entgegen springen, und dem viel zu mini Minirock, in dem sie wie eine abgebundene Knackwurst mit Haarbüschel aussieht.

Rockin‘ around the Christmas Tree.

Der versnobte Kerl, der beteuert, nicht sexistisch zu sein, mit dem fünften Seiterl Bier in der Hand an der Praktikantin vorbei scharwenzelt, und ganz nicht sexistisch „Dein Kleid ist viel zu lang!“ flötet.

Ihr Kinderlein kommet.

Die Assistentin der Geschäftsleitung mit dem streng nach oben gebundenen Dutt, die damit beschäftigt ist, die Fehler ihres Chefs auszubügeln und in seinem Namen den anderen in den Allerwertesten zu kriechen, schleimig-süßlich. (Mmmh, Apfeltiramisu.)

Last Christmas.

Die graue Maus, die an ihrem übergroßen, selbstgestrickten Pulli herumfummelt und mit tränenerstickter Stimme zur D-Promi Big Band trällert.

Holder Knabe in lockigem Haar.

Der unnahbare Hipster mit Gelfrisur und Sixpack (Oberkörper, nicht Bier), für den die Damen Schlange stehen wie am viel zu deftigen Buffet, triefend und schwitzend wie ein halbfettes Langos am Weihnachtsmarkt.

Es wird scho glei dumpa.

Die Diva bei der Fotobox, mit knallrotem Lippenstift und pechschwarzen Stilettos, in Tränen aufgelöst, weil ihre in der Slowakei zum Spottpreis gefertigten Acryl-Gelnägel in Zuckerlrosa beim letzten „Cheese!“ abgebrochen sind (und dieses schreckliche Bild nun ins Jahrbuch kommt).

Frosty the Snowman.

Der Vorgesetzte, der heute ausnahmsweise eine gestreifte Krawatte zum gepunkteten Hemd trägt und das Wohlstandsbäuchlein hinter einem eng geschnallten Gürtel versteckt, mit hoch erhobenem Zeigefinger die Mitarbeiter tadelnd, weil die auch für läppische fünf Minuten während seiner Welt bewegenden Ansprache nicht ihre verdammte Klappe halten können.

Silent Night, Holy Night.

Ach, dieser entzauberte Weihnachtszauber, dieser leicht vergammelte Punschkeks.

Wie fade, wie öde, wie null-komma-josef wär‘ es ohne ihn!

Sleeeeep in heavenly peace…