von Judith Steinbach
Wenn ich anderen erzähle, das ich mich alleine fühle, kommen immer dieselben Kommentare wie: „Dann frag doch jemanden, ob er Lust hat etwas mit dir zu machen“ oder „Naja du bist selber Schuld, wenn du nicht aktiv probierst mit anderen etwas zu machen“ oder „du kannst nicht erwarten das andere das riechen und den ersten Schritt machen.“
All diese Menschen verstehen es nicht. Ich möchte nicht mit „irgendwelchen“ Freunden von mir Zeit verbringen. Ich brauche keine großen Gruppen, weil auch bei denen fühle ich mich einsam. Die Wahrheit ist, ich habe Angst. Angst vor Ablehnung. Ich weiß das, wenn mir Menschen absagen oder keine Zeit haben, das es nicht unbedingt an mir liegt. Aber das ändert nichts daran, das es sich so anfühlt. Ich weiß, es liegt an mir, meiner Psyche aber es ist trotzdem so und ich schaffe es nicht etwas zu ändern. Wenn ich anderen davon erzähle, erklären sie mir das ich nicht so denken soll oder das ich mich dann daran erinnern soll das diese Person aus einem Grund mit mir befreundet ist. Aber in diesen Momenten kann ich an nichts anderes denken, als an den Fakt das diese Person keine Zeit für mich hat, oder keine Zeit mit mir verbringen möchte. Dass ich nicht gut genug bin. Und das lässt sich nicht abschalten. Es ist einfach da, diese leise Stimme die sagt: „niemand mag dich. Du bist nicht gut genug. Du hast die Aufmerksamkeit nicht verdient. Niemand verbringt gerne Zeit mit dir! Du bist anstrengend! Zeit mit dir ist es nicht wert!“
Und irgendwann glaubt man all das selbst. Man beginnt sich von allen zurückzuziehen. Um niemanden zur Last zu fallen. Das alleine sein wird einfacher. Man hört auf soziale Kontakte zu suchen. Mit anderen Zeit zu verbringen ist eine Qual. Man mag es alleine zu sein. Möchte alleine sein. Hab Angst davor mit anderen zusammen zu sein. Man verschließt sich. Möchte niemanden nerven. Aber ganz tief drinnen ist noch irgendwo der Wunsch wichtig zu sein. Das jemand da ist der es merkt. Der nicht möchte das du alleine bist. Aber dieser Wunsch ist ganz unten begraben und wird von dieser einen Stimme übertönt. Man sieht nicht mehr, wie viele Menschen einen lieb haben. Man sieht nur noch, das man nicht reicht.
Ich schreibe all das nicht, um Mitleid zu bekommen. Ich möchte kein Mitleid. Aber ich denke, das ist etwas, das jeder einmal hören sollte. Vielleicht ist irgendwo da draußen jemand dem es genau so geht. Und dieser jemand soll wissen, dass er nicht alleine ist. So viele kämpfen -still und leise, obwohl sie schreien könnten- aber niemand sagt es, niemand sieht es. Es ist etwas über das niemand redet, aber einfach mal laut ausgesprochen gehört. Du musst es nicht verstehen, sondern nur sehen.
© Judith Steinbach 2025-05-24