Alleinerziehend und arbeitslos 1975

Brigitte Böck

von Brigitte Böck

Story

Zum 10. Geburtstag meiner Tochter hatte ich ein großes Problem, mittellos, allein mit zwei Töchtern und arbeitslos. Ich hatte kein Geld für Geschenke, es reichte gerade mal für ein Buch und Buntstifte und ich grübelte, wie ich diesen besonderen Tag für sie unvergesslich feiern könnte.

Da kam mir eine Idee. Ich bat sie, ihre beiden besten Freundinnen einzuladen, es war ein Samstag und sie könnten über Nacht bleiben. Ein ganz kleiner Geburtstagstisch mit einem Blumentopf und Samen zum Selbstpflanzen, das Buch und die Stifte und einer Kerze. Kuchen mochten meine Kinder nicht, darum machten wir in der Küche gemeinsam Popcorn, das knallte im Topf, wir hoben oft den Deckel und es flog überall hin, das war schon mal ein riesiger Spaß. Dann bat ich sie, eine halbe Stunde in ihrem Zimmer zu bleiben, ich wollte etwas vorbereiten, das förderte die Spannung und Neugierde.

Ich plante, mit meinen beiden Töchtern und den Gastkindern ein Badefest zu machen und bereitete nun das Bad vor. Ich ließ Wasser ein mit einem wunderbar duftendem Schaumbad, stellte aufs Fensterbrett und aufs Waschbecken viele Teelichte und dekorierte mit Luftballons. Über die Badewanne legte ich ein Brett, auf dem ich ein liebevolles Abendbrot mit kleinen Häppchen, Tomatenkörbchen und lustig geschnittenes Obst und Käsewürfel vorbereitet hatte. Dazu gab es blau gefärbte Brause. Ich holte mein Akkordeon, setzte mich auf den Klodeckel und begann, ein Geburtstagslied zu spielen. Da kamen alle vier mit großen Augen, zogen sich blitzschnell aus und setzten sich vorsichtig, auf jeder Seite des Brettes 2 Kinder, in die Wanne. Es sah wunderschön aus mit den Kerzen, der Musik und dem unüblichen Badewannenabendbrot. Eine fast andächtige Stimmung.

Aber nach dem Essen und dem ersten Staunen wurde es überaus lustig und laut. Wir entfernten das Brett, ich gab ihnen Strohhalme mit denen sie ins Wasser blasen konnten, der Schaum nahm bedrohliche Ausmaße an, so dass ich sie kaum noch sehen konnte. Und den Schaum durchs ganze Badezimmer zu pusten führte zu vielen Lachanfällen. Auch ich sah inzwischen wie eine Schneekönigin aus. Für das Akkordeon wurde das zu gefährlich und ich holte meine Gitarre, wir sangen lustige Lieder, veränderten die Texte, gröhlten und prusteten. Langsam wurde es ruhiger, ich wusch allen die Haare, dabei machten wir viele Reimspiele, Badetücher vorgewärmt, Harre geföhnt und dann ins Bett.

Das Geburtstagskind bekam eine Massage und die anderen Kinder massierten sich gegenseitig. Alles Licht gelöscht, einige Kerzen angezündet und ich erzählte noch eine Gute Nachtgeschichte, die ich schon Tage vorher vorbereitet hatte.

Zwei Kinder in einem Bett, frisch gebadet, sie rochen so gut. Viele Umarmungen und “ Mama, das wollen wir jetzt öfter machen“ und „Mama , das war der schönste Geburtstag!“

Die Augen wurden immer kleiner, ich blieb bei ihnen bis alle schliefen, war unendlich erschöpft, aber so unbeschreiblich glücklich und dankbar für diese Kinder.

© Brigitte Böck 2020-05-13

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