Aller Anfang ist sch…nee.

Klaus P. Achleitner

von Klaus P. Achleitner

Story

Top motiviert starte ich los zur ersten Schitour. Probiert hab ich es zuvor auf dem Hügel hinterm Haus, knapp 200 Höhenmeter. Zufällig geht eine sympathische Blondine vor mir los und ich denke mir, fein, bissl Konversation beim Hinaufgehen. Sie ist etwa fünf Meter vor mir und ich beeil‘ mich, sie einzuholen.

Es bleibt beim Versuch, der Abstand wird größer statt kleiner. Sie hängt mich ab, ehe ich „Schi heil“ sagen kann. Ich rauch nicht, trink eher mäßig als regelmäßig Alkohol und ernähr mich halbwegs gesund. Meine Kondition ist eigentlich ganz gut. Eine Sportskanone, die enteilte Dame.

An der ersten Steigung überholt mich ein graubärtiger Mann um die 70 mit prall gefülltem Rucksack. Er nickt lässig und zieht seine Spur. Biwakiert der eine Woche in den Bergen oder warum hat er dieses Riesending am Buckel? Nun gut, tröste ich mich, der ist da sicher schon 250x raufgedackelt.

Ich hätte mittags vielleicht auf einen der drei Hascheeknödel mit Sauerkraut verzichten sollen. Und aufs Dessert. Eine Schneise durch den Wald, immer unter dem Sessellift entlang. Erstmals Schatten. Bin ich froh, die Sonne brennt unbarmherzig herunter, 16 Grad Ende März. Schitouren frühmorgens beginnen, ermahnt mich meine innere Stimme. Ja, Herr Gscheit, aber da arbeite ich meistens.

Die Waldschneise wird flacher, ich komme jetzt gut voran, mein Schritt hat sich eingependelt. Offensichtlich aber am unteren Level, denn an mir ziehen zwei mittelalte Männer vorbei, freundlich grüßend. Mich schockiert weniger das Tempo, sondern deren fortwährende Unterhaltung. Wo nehmen sie die Puste her, verdammt?

Vielleicht hätte auch EIN Hascheeknödel gereicht? Dann fällt mir was auf. Beide haben keine Schistopper an ihren Brettln. Ich schon und sie sind nach unten geklappt. Super im Steilhang, aber sonst bremsend. Ich halt inne und untersuch die Bindung. Tatsächlich, da ist ein Knopf, wenn man den drückt, kann man die Schistopper einklappen. Heureka, ich habs!

Nun geht’s flüssiger voran und die demotivierenden Überholmanöver hören auf. Vorbei an der Spielbergalm geh den letzten Steilhang an. In Serpentinen führt der Weg hinauf. Schlussetappe durch einen Jungwald, dann steh ich auf dem Wieserhörndl vor dem neuen Gipfelkreuz.

Auf 1.567 m wird gejausnet, gequatscht oder geschwiegen. Ein glatzköpfiger Athlet macht einen Kopfstand, seine Teenie-Tochter fotografiert. Ich betrachte das schöne Kreuz mit der Kugel im Mittelpunkt. Vor 2000 Jahren um diese Zeit zwang man einen Mann aus Nazareth, ein Kreuz aus schweren Holzbalken auf den Hügel von Golgota zu schleppen. Aber das ist eine andere Geschichte. Hier und heute in der verschneiten Bergwelt der Osterhorngruppe wird niemand gekreuzigt.

Zwei Stunden für 700 Höhenmeter, Blase am linken Fuß, innerer Schweinehund niedergeknüppelt, der Trägheit ein Schnippchen geschlagen. Bin fürs Erste zufrieden. Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, schrieb Hermann Hesse. Der hatte aber auch kein Schistopper-G’schiss!

© Klaus P. Achleitner 2021-04-02

Hashtags