von Alexandra Holz
Ezra erlangt das Bewusstsein wieder und merkt sofort, wie schwer sich sein Körper anfühlt. Sein Schädel dröhnt und seine Hände sind klebrig. Aber das schlimmste ist das Gefühl, dass sich etwas fremdes in seinem Bewusstsein regt. „Bist du auch mal endlich wach?“ Verwirrt schlägt der junge Mann seine Augen auf und sieht sich nach der anderen Person um. Er ist alleine in dem dunklen Raum. Die schwarzen Kerzen um ihn herum brennen nicht mehr und das Pentagramm auf dem Boden ist verwischt. Das erklärt zumindest das Blut an seinen Händen.
„Du musst dich gar nicht so blöd umgucken. Ich bin hier drin.“ Seine Hand bewegt sich ohne sein Zutun auf seinen Kopf zu. Was auch immer ihn kontrolliert, will ihm an den Kopf tippen, doch stattdessen landet seine flache Hand mitten in seinem Gesicht und hinterlässt einen feuchten Abdruck. „Mist“, beschwert sich der andere und endlich bemerkt Ezra, dass es seine eigene Stimme ist, die da spricht. „Du bist der Dämon“, stellt er fest. Die Worte verlassen nicht seinen Mund, sie hallen nur in seinem Kopf wieder. Der Dämon lacht höhnisch und versucht, sich aufzusetzen. „Was für ein Genie du doch bist! Ich bin der große Malifer höchstpersönlich.“
Malifer scheitert bei seinem Versuch, sich aufzurichten, und klappt in sich zusammen. Ezra verdreht -zumindest in Gedanken – die Augen. „Hätte ich nicht jemand kompetenten bekommen können?“, fragt er entnervt. Malifer verschränkt entrüstet die Arme – oder zumindest versucht er es. „Du kannst froh sein, dass überhaupt jemand auf deine armselige Beschwörung reagiert hat! Und außerdem ist es echt schwer, von jemandem Besitz zu ergreifen, also mach mal halblang.“
Die beiden schweigen für einen Moment. Dann versucht Malifer erneut, sich hinzusetzen. Ezra beobachtet das eine Weile, bevor er schließlich fragt: „Du machst das zum ersten Mal, oder?“ Der Dämon bleibt vornübergebeugt sitzen und starrt auf seine Beine. „Jeder fängt mal an“, murmelt er schließlich kleinlaut. Ezra seufzt. Er hatte einen Dämon beschworen, um Macht zu erhalten, nicht um Babysitter zu spielen.
„Beherrschst du zumindest Magie?“, fragt er und Malifer grinst. Er hebt die Arme und bringt ein Klatschen zustande. Auf den Kerzen um das Pentagramm erwachen blaue Flammen zum Leben. „Niedlich“, kommentiert Ezra. Der Dämon schnauft genervt und setzt sich richtig auf. Dieses Mal funktioniert es und er macht sich daran, aufzustehen. Ezra beschließt, ihm Anweisungen zu geben, damit sein Körper keine ernsthaften Schäden davonträgt. Schließlich hat er ja nur einen.
Nach einer halben Stunde steht das ungleiche Duo schließlich einigermaßen sicher auf den Beinen. Malifer weigert sich, trotz aller Schwierigkeiten, seinem Beschwörer die Kontrolle zu überlassen. „Na dann. Es ist Zeit, die Treppen in Angriff zu nehmen“, beschließt Ezra. Malifer verzieht missmutig das Gesicht, aber es hilft ja nichts. Aller Anfang ist schwer, nicht wahr?
© Alexandra Holz 2022-04-25