Alles ist schwarz, sagt man

Lilly Rose

von Lilly Rose

Story

Es ist schwarz, sagt man. Man sagt, dort gibt es nichts als Leere und Dunkelheit. Das sagt man. Aber nur weil man das sagt, heißt das nicht, dass es wahr ist. Denn ich bin tot und hier gibt es weder dunkelheit noch leere. Ich stehe in einem Raum, mit weißen Wänden, einer gelben Couch, drei Stühlen und einem kleinen Tisch, auf dem eine Schüssel mit drei knallroten Äpfeln drauf steht.

Man sagt, es sei, als würde man schlafen. Du hörst, siehst und fühlst nichts mehr. Aber ich fühle etwas. Ich fühle mich wach.

Man sagt, es sei, würde man nicht mehr existieren. Aber ich stehe genau hier. In einem Raum, mit weißen Wänden, einer gelben Couch, drei Stühlen und einem kleinen Tisch, auf dem eine Schüssel mit drei knallroten Äpfeln drauf steht.

Man sagt, alles stoppt, aber ich habe nicht das Gefühl, am Ende zu sein, denn vor mir ist eine Tür. Sie ist grün, mit Einkerbungen kleiner Blumen.Zeit hört auf, sagt man, aber ich bin mir ziemlich sicher, das ticken der Uhr zu hören, die über der Tür hängt.

Es heißt, man kann sich nicht bewegen. Aber ich kann einen Schritt nach vorne machen und ich kann mich sogar umdrehen. Hinter mir ist noch eine Tür. Sie ist in einem dunkleren grün gestrichen und trägt ein Muster, das aussieht, als hätte es jemand blind gezeichnet. Langsam hebe ich meine Hand zu meinen Wangen. Fühlt sich normal an. Da ist meine Nase, beide meine Ohren. Ich kann meine Augen öffnen und schließen. Irritiert sehe ich mich um. Nichts hier scheint vertraut. Es gibt kein Fenster und ich kann keine Lampe entdecken. Trotzdem ist der Raum so hell, als ständ ich genau unter der mittagssonne. Ich kneife meine Augen und als ich sie wieder öffne, stehe ich immer noch an der gleichen Stelle.

Ich entscheide mich dazu, mich selbst zu Ohrfeigen. Es tut weh. Ich tue es nochmal. Es tut wieder weh. Ich entscheide mich dazu, damit aufzuhören.

Für ein paar Minuten stehe ich einfach still da. Nichts passiert. Ich hab das Gefühl, ich warte auf etwas. Aber was? Ich versuche, die hellere grüne Tür zu öffnen, aber sie will nicht aufgehen. ich stemme all mein Körpergewicht dagegen, aber das einzige was dies tut, ist meiner Schulter weh zu tun. Plötzlich öffnet sich die Tür hinter mir. Ich schreie kurz auf, vor Schreck.

“Hi?”, frage ich. Vor mir steht ein kleiner Junge. Er trägt eine Baseballkappe, einen blauen pullover und jeans. Er steht im Türrahmen und sieht sehr dramatisch aus.

“Wer bist du?”, frage ich, aber kriege keine Antwort. Er schlendert zu der dunkelgrünen Tür und öffnet sie mit Leichtigkeit.

“Bist du Gott?”, ich kriege wieder keine Antwort.

“Bin ich tot?” Ich greife nochmal nach meiner Nase, um mir zu versichern, dass sie da ist. Ich kenne seine Augen, aber ich kann ihn nirgends einordnen. Er macht einen Schritt nachvorne und verschwindet in einem weißen Licht. Ich atme tief ein und laufe durch die Tür.

Mein Magen dreht sich um und ich falle. Bis ich nicht mehr falle und Gras unter meinen Händen spüre.

© Lilly Rose 2022-05-01

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