Alles, nichts oder doch mehr?

“Das Leben ist wie eine Pralinenschachtel – man weiß nie, was man kriegt!” Forrest Gump hatte schon irgendwie recht. Viele Wege, die ich im Laufe meines Lebens eingeschlagen habe, hätte ich so nie geplant oder erwartet. Es war immer mein Traum, nach der Matura zu studieren. Erst hatte ich Pharmazie ins Auge gefasst, dann entschloss ich mich aber doch, erst einmal Geld zu verdienen und suchte mir einen Job. Der war nicht das Gelbe vom Ei, also wechselte ich ins kreative Zeitungs-Business. Nach der Geburt meiner Tochter begann ich in der Verkehrspsychologie zu arbeiten und überlegte ernsthaft, Psychologie zu studieren. Ich besuchte auch einige Vorlesungen, aber die Zeit war einfach noch nicht reif, um ein Studium mit voller Power durchzustehen. Meine Tochter brauchte meine volle Aufmerksamkeit und sie war mir viel zu wichtig, um sie wegen eines Traumes zu vernachlässigen.

Losgelassen hat mich der Gedanke allerdings nie und irgendwann war es Zeit, an mich selbst zu denken.

So verrückt der Gedanke auch war, mit 40 nochmal die Schulbank zu drücken und zu studieren, umso verlockender war es, das Abenteuer tatsächlich zu starten. Zunächst mussten einige Fragen geklärt werden: „Wie soll ich das mit meinem Vollzeitjob verbinden?“, „Wie lässt sich das mit meinem Familienleben vereinbaren?“ oder „Wie wird meine Familie reagieren?“ Alle Rückmeldungen waren positiv.

Die Zutaten zum Gelingen meines Vorhabens waren schnell gefunden: Wirtschaftsinformatik, eine Fachhochschule mit Fernlehre und erfüllbare Aufnahmevoraussetzungen. Es war bereits Mitte August und die Anmeldefrist schon fast vorbei. Ich musste also schnell handeln, um noch einen Studienplatz zu ergattern. Als der Tag des Aufnahmetestes kam, war meine Entschlossenheit plötzlich weg und purer Angstschweiß stand auf meiner Stirn. Ich war schon so weit, meinen Plan aus Feigheit ganz aufzugeben, da kam ich auf die Idee, mir noch einmal das Video der Informationsveranstaltung auf YouTube anzuschauen.

„Jeder, der den Willen hat, das Studium zu beginnen, wird auch die Chance dazu erhalten,“ sprach der Studiengangsleiter und schon saß die Dani im Auto Richtung Wiener Neustadt. Wäre ich etwas entscheidungsfreudiger gewesen, hätte ich mir den ganzen Stress an diesem Tag erspart. Aber was am Ende zählt ist das Ergebnis und dass ich dann doch mutig genug war, um es zu durchzuziehen.

Und jetzt, Jahre später und um viele Erfahrungen, Erlebnisse und Freundschaften reicher, habe ich nicht nur meinen Bachelortitel sondern auch noch als Draufgabe meinen Masterabschluss mit Auszeichnung in der Tasche.

Wer hätte gedacht, dass aus dem Nichts alles wird und noch viel mehr :D