von Leen Alcheikh
Ich habe mich mit meiner Familie zu einem Besuch bei meiner Großmutter getroffen, als meine Eltern die Entscheidung bekannt gaben, nach Deutschland zu fliehen. Es kam für mich unerwartet und ich war überrascht, bis ich die bereits gebuchten Flugtickets sah. Ich sprach mit meiner Mutter über die Beweggründe und sie erklärte mir, dass Deutschland als ein Land ohne rassistische Tendenzen und mit guten Möglichkeiten für eine Zukunft gesehen wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte Deutschland eine politische und wirtschaftliche Stabilität erreicht.“
Ich war glücklich, aber gleichzeitig traurig, weil ich alle meine Freunde und Familie verlassen würde.
Ich kann mir vorstellen, dass es für meine Großmutter schwer war, sich von ihrem Sohn zu verabschieden. Meine Cousine und ich hatten unterschiedliche Meinungen darüber, ob wir nach Deutschland fliehen sollten, aber wir hatten keine Vorstellung davon, was uns in Deutschland erwartet. Wir flogen in den folgenden Tagen von Libanon nach Türkei.
Wir verbrachten eine Woche in der Türkei. Obwohl die Türkei ein schönes Land mit reichhaltiger Natur ist, stellten wir fest, dass es auch ein teures Land ist. Wir hatten eine Verabredung mit einer Person, die uns helfen sollte, einen Weg nach Deutschland zu finden. Während unseres Aufenthalts in der Türkei, lernten wir viele neue Menschen kennen und warteten auf günstige Wetterbedingungen, um mit einem Schlauchboot von der Türkei nach Österreich zu fahren, da das Wetter in der Türkei unberechenbar ist.
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Unser Ansprechpartner, der für die Organisation unserer Reise verantwortlich war, informierte uns nach einer Woche, dass die Wetterbedingungen für unsere geplante Bootsreise günstig seien. Wir trafen uns an einem Ort, an dem viele andere Flüchtlinge auf ihre Bootsreise nach Deutschland warteten.
Als wir am vereinbarten Treffpunkt ankamen, war es mitten in der Nacht. Unser Ansprechpartner hatte uns darauf hingewiesen, dass dies der geeignete Zeitpunkt für unsere geplante Bootsreise über das Meer nach Griechenland sei.
Für uns war es unangenehm, bei Dunkelheit aufzubrechen. Unsere Ausrüstung war unzureichend, da uns notwendige Schutzausrüstung wie Schwimmwesten, Schwimmreifen und Ruder fehlten.
Trotz unserer Bedenken und mangelnder Ausrüstung, beschlossen wir, die Reise fortzusetzen, da es unsere Chance war. Leider geriet das Boot aufgrund von unvorhergesehenem Wind in Schwierigkeiten und kentert in der Mitte des Heerweges zwischen Türkei und Griechenland. Wir verbrachten zwei Stunden im Wasser, bis wir von der türkischen Küstenwache gerettet wurden.
SOWAS WERDE ICH NIE IN MEINEM LEBEN VERGESSEN
© Leen Alcheikh 2023-07-05