Alltag bei Madame Tussauds

Sonntag beim Frühstück. Dunkler Himmel, Regen, bedrückte Stimmung breite sich im Wohnzimmer aus. „Was könnten wir heute denn machen um nicht nur lesend und musikhörend herumzusitzen?“, fragte ich die liebste Ehefrau von allen. „Hm, gute Frage, wie wäre es, wenn wir etwas mit der NÖ-Card machen?“.

Jep, geniale Idee. Mir fiel ein, dass ich schon länger mal das Wachsfigurenkabinett von Madame Tussauds im Wiener Prater besuchen wollte. „Dann können wir auch gleich Essen gehen“. „Na klar, wenn du nichts zum Essen bekommst, ist der Tag nicht lebenswert“, lachte meine Frau und bestätigte aber damit doch meine Empfehlung.

Eine Stunde später parkten wir uns am naheliegendsten Parkplatz zu Madame Tussauds ein. Habe ich schon mal erwähnt, dass mir das Glück dahingehend immer hold ist und ich keinen Wandertag zum auserwählten Ort absolvieren muss?

Tickets zum halben Preis gekauft, den Anfang der Tour gefunden und los ging es, in das Reich der berühmten Persönlichkeiten aus Sport, Politik, Musik usw. Wir waren wirklich überrascht, wie doch ziemlich lebensgetreu ein Udo Jürgens am Klavier sitzt, ein Albert Einstein mit seinem zweifelnden Blick über die Relativitätstheorie nachdenkt oder ein Dominik Thiem seine perfekte Rückhand auspackt.

Will Smith sitzt gelangweilt auf einer Couch. Meine Frau findet das nicht so toll und setzt sich neben ihn, um ihm Gesellschaft zu leisten. Gegenüber erblicke ich eine mittelalterliche Dame, die es sich auf einem großen Sessel bequem gemacht hat. Sie sitzt wie versteinert und blickt starr auf Will Smith.

Meine Frau blickte auf mich, dann auf die Frau, wieder zu mir und schüttelte nur verneinend den Kopf. Sie ahnte schon, was kommen sollte … und musste. Ich ging langsam auf die Frau zu, blieb stehen und hob mein Handy zum Fotografieren hoch. Die Frau drehte in Zeitlupe den Kopf zu mir und es sprudelte einfach aus mir raus: „Jössas na, Sie sind ja echt! Ich hab´ schon nachgedacht, wer Sie sein könnten!“.

Sie konnte nicht lachen, ich unterdrückte es, drehte mich um und folgte meiner grinsenden Frau zu Alfred Hitchcock, der mit großer Unterlippe neben einer Badewanne mit Duschvorhang stand.