Alltagsträumerei

Laura Krieger

von Laura Krieger

Story

Köln. Dezember, 2021.

Eingekuschelt in meinem oversized Pulli saß ich im ersten Stock meines Lieblingscafés. Vor mir stand eine große, weiße Tasse mit Kaffee. Obendrauf befand sich eine Haube luftiger Sahne mit Haselnussstreusel. Daneben stand ein Teller mit einer warmgemachten Zimtschnecke. In meinen Ohren hörte ich James TW mit Playlist über meine AirPods, die in meinen Ohren steckten. Ich seufzte glücklich. Ich liebte diese Augenblicke der Ruhe inmitten des Alltags. Ich ließ meinen Blick nach draußen schweifen. Es war erst 16 Uhr und es war schon fast dunkel. Die Lichter der Stadt gingen an und ich blickte auf das große, gläserne Gebäude, das eine Buchhandlung beherbergte. Eigentlich sollte ich in die kleinen Buchläden gehen und deren Besitzer im Kampf gegen die Buchriesen unterstützen. Bis jetzt war ich darin auch ziemlich erfolgreich, aber diese eine Buchhandlung zog mich komplett in ihren Bann. Über drei Stockwerke gab es nur Bücher, Brettspiele und Hörbücher. Selten hatte ich mich an einem Ort voller Menschen mitten in der Stadt wohler gefühlt. Schon wieder seufzte ich. Dieses Mal voller Sehnsucht. And everyday I will care for you, Girl, and try and lift you up. Making you laugh and smile on the days you don´t feel good enough. Oh I´m in love. I´m in love.

Bei diesen Worten musste ich an eine einzige Person denken. An ihn. Ich stellte mir vor, wie er auf der anderen Seite des Raumes am Fenster saß. Einen Kaffee in der einen Hand und in der anderen Hand eines der Bücher, die wir beide liebten. Sein Kopf leicht nach unten gebeugt, um die Buchstaben besser entziffern zu können, und mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. Seine Lippen hatten auf der linken Seite einen leichten Schwung nach oben, was seinen Mund unfassbar sinnlich in meinen Augen machte. Ich stellte mir vor, dass ich ihn riechen konnte. Er hatte einen unfassbar tollen Eigengeruch. Er verwendete dafür nicht mal ein Parfüm oder Deo. Es war, wie Lea in ihrem neuen Song sang. Du hast was Magisches an dir, was keiner sieht. Ein Zauber, der dich jederzeit umgibt. Wie ein Parfüm, das man nicht kaufen kann. Es war, als hätte Lea diese Worte aus meinen Gedanken gesogen, um ihn zu beschreiben. Allein seine Ausstrahlung zog mich immer wieder an, wie eine Fliege, die vom Licht angezogen wurde.

Was würde passieren, wenn ich ihm sagen würde, was ich fühle? Gedankenverloren betrachtete ich die Menschen draußen im Weihnachtsgetümmel. Sie sahen aus wie eine Ameisenarmee auf der Suche nach Nahrung. Ich schüttelte leicht den Kopf und lächelte über mich. Mal sehen, was passiert. Wie kann das denn sein? Bild ich mir das ein oder fühlst du das auch? Sag mal. Weil ich nicht kapier, was hier grad passiert. Mit dem Gesang und den treffenden Worten von Clueso und Mathea wandte ich mich der Zimtschnecke und dem Kaffee zu.

© Laura Krieger 2021-12-12

Hashtags