Alma und die Baumgesichter

Die Frühlingszeit ist eine magische Zeit, denn der Wald verwandelt sich und all seine wundervollen Farben kehren zurück. Jeden Tag kann man aufs Neue beobachten, was sich verändert hat. Im Frühling erwachen auch wieder viele Tiere aus ihrem Winterschlaf und ein tüchtiges Treiben beginnt.

Alma, die kleine Wald Elfe liebte es, wenn sich die Blätter langsam grün färbten und die Tiere, Wichtel und Zwerge motiviert und fröhlich im Wald umherliefen. Als sie eines Morgens von einem warmen Sonnenstrahl an der Nase wach gekitzelt wurde, hüpfte sie sogleich aus ihrem weichen Bett aus Moos, schlüpfte in ihre Seidenschuhe, welche extra von Fräulein Sing-Spinne für sie gesponnen wurden und zog sich ein Blütenkleid über. Fröhlich summend flog sie die Treppen hinunter in die Küche, wo Mama und Papa Elfe schon auf sie warteten.

Der Tisch war gedeckt mit köstlichen Waldbeeren, leckeren Blütenpollen-Muffins und Gänseblümchen mit Honig. Nachdem Alma reichlich gefrühstückt hatte, flatterte sie ins Badezimmer, wusch sich Gesicht und Hände, putzte sich die Zähne und flog ab nach draußen. Sie lief im Wald umher, die Blätter raschelten unter ihren Füßen. Sie roch das feuchte Laub und Moos in der Luft, atmete tief ein und blickte bewundernd um sich. Sie war umringt von Baumriesen, große alte Buchen ragten mit dicken Wurzeln aus dem Waldboden. Wie schön und prächtig sie waren, dachte sich Alma.

Doch irgendetwas war dieses Mal anders. Sie hatte das Gefühl, dass einige Bäume so aussahen, als hätten sie Gesichter. Manche Bäume schienen Augen zu haben und lustige Nasen, oder große Ohren. Darüber musste Alma lachen und kicherte vor sich hin. Sie ging immer weiter und guckte vergnügt vor sich hin, bis sie plötzlich ein komisches Gefühl hatte. Sie glaubte, dass sie beobachtet wurde.

„Bilde ich mir das ein, oder kann es sein, dass mich jemand beobachtet?“, fragte sich die kleine Elfe. Da Alma bekannt war für ihre große Fantasie und Träumereien, war sie sich selbst nicht so sicher, ob da jemand war. „Ach was, da hat mir meine Fantasie bestimmt wieder einen Streich gespielt“, sagte sie ermutigend und lief weiter.

„Aber da war doch was, ganz bestimmt!“, dachte sie sich. „Ich bin mir sicher, etwas gehört zu haben.“ Alma blieb stehen, ihr Herz pochte laut in ihrer Brust vor Aufregung. Sie atmete ruhig und konzentrierte sich auf die Waldgeräusche. Die Blätter raschelten im sanften Morgenwind, doch sie war sich sicher, so etwas wie ein leises Flüstern zu vernehmen.