Als der Babyelefant noch das Tanzbein schwang

Sabrina Farkas

von Sabrina Farkas

Story
1951 – 2020

Oma und Opa lernten sich in der Tanzschule kennen. Gemeinsam besuchten sie den „Dick Roy“, eine Tanzschule in der Wiener Innenstadt, die mit einem tanzenden Elefanten warb. Sie heirateten am 29. Dezember 1951. Heute hätten die beiden also ihren 69. Hochzeitstag. Ich hoffe, sie legen einen vergnügten, schwungvollen Tanz aufs Wolkenparkett!

Viele Jahre später folgte ihre einzige Tochter, meine Mama, ihnen nach und belegte ebenfalls Tanzkurse beim Dick Roy. Natürlich bekam ich dann gleich bei der Geburt die Begeisterung fürs Tanzen genetisch in voller Ladung mit. Und mit 15 Jahren begann ich schließlich meine Tanzschullaufbahn in genau derselben Tanzschule, deren Werbeplakate unverändert die tanzenden Elefantenbeine zierten.

Die Jugendkurse sehen klassischerweise die Reihenfolge Bronze, Silber, Gold und Goldstar vor. Nach jedem Kurs kann eine Prüfung abgelegt werden, um ein Tanzleistungsabzeichen zu erhalten. Anfangs ist die Gruppengröße noch sehr unüberschaubar und es wird darauf geachtet, häufig den Tanzpartner zu wechseln (zu Zeiten von Corona undenkbar!), mit der Zeit schrumpft aber die Gruppe und man tanzt häufiger mit denselben Partnern.

Meine ersten beiden Prüfungen – Bronze und Silber – legte ich mit einem Kursteilnehmer ab, der zu einer Gruppe gehörte, mit der ich mich im Laufe des Kurses angefreundet hatte. Im zweiten Jahr nahm ich dann mit meinem damaligen Freund, den ich ebenfalls in der Tanzschule kennengelernt hatte, an der Gold-Prüfung teil. Passend zum Datum – es war der 20. Dezember 2004 – tanzten wir unseren Jive zu „All I want for Christmas is you“. Wir ernteten tosenden Applaus. Das fühlte sich großartig an!

Im Gold-Star-Kurs begannen wir jedoch, immer mehr wegen des Tanzens zu streiten, sodass wir es nach der Prüfung schließlich aufgaben. Als wir uns endlich trennten, startete ich mit meinem besten Freund einen neuen Versuch. Es verlangte mir einiges an Geduld ab, nochmals bei null zu beginnen, doch ich dachte, es wäre eine Zukunftsinvestition – bis er eine Beziehung hatte und unsere Freundschaft für beendet erklärte.

In den Anfängen mit meinem neuen Freund, inzwischen Mann, sagte ich mir: Alle guten Dinge sind drei. Wir besuchten die Tanzschule Demel, da der Dick Roy 2014 seine Pforten geschlossen hatte. Doch auch der Demel existierte nur bis 2015. Ohnehin stellte sich mein Mann als wenig begeisterter Gesellschaftstänzer heraus. Ich wechselte in die Formation der Tanzschule Schwebach, die immerhin nach meinem Besuch nicht ganz, sondern nur den Standort, an dem ich getanzt hatte, aufgab.

Jedes Jahr wünsche ich mir von meinem Mann, dem Paartanz noch eine Chance zu geben und gemeinsam einen Slowfoxkurs zu besuchen. Heuer hatte er durch Corona natürlich die perfekte Ausrede, mir diesen Wunsch nicht zu erfüllen. Aber ich freue mich auf die Wiedereröffnung der Wiener Tanzschulen im kommenden Jahr und ich hoffe, diesmal überleben sie meinen Besuch. Das Christkind weiß ja schon Bescheid… !

© Sabrina Farkas 2020-12-29

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