Sie wissen was Kokablätter sind?
In Peru in Südamerika bekam ich das erste Mal Kokablätter . Ein Indio hatte sie mir gegeben und grinste dabei.
Die Indios im Hochland kauen alle Kokablätter. Sie geben Kraft, sie berauschen , sie lassen dich die Höhe in den Anden ertragen.
Ich befand mich in Peru, auf dem Inka Weg in 5000 m Höhe .Es flimmerte mir vor den Augen, und ich steckte mir Kokablätter in den Mund. Krampfhaft kaute ich, und schluckte den Saft. Sofort hatte ich das Gefühl, das mein Blick weiter wurde. Meine Füße wurden leicht, so als könnte ich fliegen. Irgendeine Kraft hat mich gefesselt, und ließ mich nicht mehr los.
Der Wind wisperte, und erzeugte eigenartige Geräusche zwischen den Steinen. Es war als lösten sich Schatten aus den Mauern ,und bewegten sich auf mich zu.
Mir war als hörte ich leises Flötenspiel. Es war eine traurige Melodie, die mir bis in mein Herz drang. Wo mag wohl dieser indianische Flötenspieler sein, dachte ich mir. Niemand war zu sehen, ich hörte nur meine drei Begleiter in der Ferne sprechen. Ob sie dieses Flötenspiel auch hörten?
Ich schloss meine brennenden Augen, als ich sie wieder öffnete war es still geworden. Niemand war zu sehen, nur einsam kreiste ein Condor am Himmel. Ich kann mich heute nicht mehr so genau erinnern , was in einer der darauffolgenden Nächten passierte. Ich hatte in einer Nacht plötzlich das Gefühl, nicht mehr allein zu sein.
Ich spürte etwas Fremdes, dass vorher nicht da war. Mensch oder Tier, es bewegte sich sehr schnell zwischen den Steinen. Ein seltsames grünliches Licht erleuchtete den Boden um mich herum. Kurz darauf sah ich ihn, er war sehr groß. Es dürfte ein Condor gewesen sein, der auf dem Felsen über mir seine Flügel ausbreitete. Fast lautlos hob er ab, und schwang sich in die helle Nacht.
Wieder hörte ich das leise traurige Flötenspiel. Langsam stand ich auf, und stieg auf den Felsen über mir. Unwirklich war die Landschaft in dem Licht der Milliarden Sterne am Himmel. Mir war als wollte mich das Flötenspiel zu sich locken. Es zog mich förmlich weg von unserem Lager in die Dunkelheit der Berge.
Außer der Flöte hörte ich keine Geräusche . Auf einmal sah ich etwas, weit unter mir auf einer Felsplattform tanzten Schatten. Jetzt hörte ich mehrere Flöten, einige war tief im Klang, andere hatten hohe traurige Töne. Viel konnte ich nicht erkennen, nur die seltsame Kleidung der Schatten fiel mir auf. Neugierig stieg ich näher, doch da passierte es. Ich rutschte auf dem steilen Gelände aus ,und fiel ins Bodenlose.
Kurz darauf sah ich noch ein fremdes Gesicht, dass sich über mich beugte, es hatte indianische Züge- fremd und irgendwie unwirklich.
Ich hörte noch diese fremden Worte, und jemand steckte mir Kokablätter in den Mund.
Darauf fiel ich in ein dunkles schwarzes Loch.
Ps: Auszug aus meinem Buch “Camino Inka“
© Hans- Herbert Erregger 2020-07-24