von Teufelchen
Mobbing und Bossing, zwei Begriffe die, obwohl sie des Öfteren fälschlich verwendet werden, mittlerweile zu unserem Alltagssprachschatz gehören und das nicht ohne Grund.
Gerade in den letzten Monaten erfuhren wir von erschütternden Vorfällen in Österreichs Schulen. Betroffene waren sowohl Kinder, als auch Lehrer.
Gerade diese Vorfälle lösten auch in mir Erinnerungen an eine längst vergangene Schulzeit aus. Ich kann mich an keine Mobbingsituation unter SchülerInnen erinnern, aber sehr wohl an eine von uns Kindern gequälte Lehrerin.
Es war das erste Jahr nach der Volksschule, eine reine Mädchenklasse und wir beschritten den Weg zum Erwachsenwerden, fühlten uns stark und mächtig. Zumindest bei unserer Handarbeitslehrerin. Diese war damals wohl so um die fünfzig, uralt nach dem Empfinden einer 10 oder 11 jährigen. Die Lehrerin hatte wohl ein Nervenproblem (aus heutiger Sicht), zitterte immer wieder zwischendurch unkontrolliert und strahlte zusätzlich große Unsicherheit aus. Ja und wir ergriffen die Chance mächtig zu sein, wo wir erkannten es auch sein zu können. Abgesehen von allen Störmöglichkeiten, die sich in unseren Unterrichtsstunden boten, verspotteten wir diese Frau, bewarfen sie mit Papierkügelchen, schrieben Beleidigungen an die Tafel und ignorierten ihren Versuch einen Unterricht zu gestalten, zur Gänze. Wenn sie zu weinen begann, verachteten wir sie noch stärker.
Am Ende dieses Jahres verließ diese Lehrerin die Schule. Ich weiß nicht, was aus ihr geworden ist. Schied sie aus dem Schuldienst zur Gänze aus? Versuchte sie es an einer anderen Schule aufs Neue? Wenn ja, hat sie es geschafft und heilten ihre Wunden, die wir ihr zugefügt hatten?
Fragen, die ich mir damals nicht stelle, wir waren sie los und verbuchten das vielleicht sogar als Erfolg. Mobbing war kein Thema, die Lehrerin hat uns nie verpetzt, wahrscheinlich war ihre Scham viel zu groß. Ein Phänomen mit dem die Mobber auch heute noch gut leben.
Wie gerne würde ich sagen, ich war nicht dabei. Ich habe nicht mitgemacht, ich habe die Lehrerin unterstützt. Leider kann ich das nicht. Waren wir auch nicht immer eine geschlossene Schulgemeinschaft, in dieser Situation waren wir uns einig und keines der Mädel hatte Schuldgefühle, oder machte nicht mit.
Wie gerne würde ich mich heute entschuldigen, wie gerne würde ich dieses Fehlverhalten korrigieren, wie gerne würde ich eine Absolution bekommen und erfahren, ja dieser Lehrerin ging es nach uns wunderbar.
Vieles passiert aus jugendlicher Unwissenheit, an dem Mangel sich in andere Menschen hineinversetzen zu können. Aber diese Erkenntnis macht das Geschehene nicht besser.
Mit unserem Wissen können wir aber heute unterstützen, damit Mobbingopfer gehört werden und sie die Hilfe bekommen, die sie benötigen.
© Teufelchen 2019-09-02