Alte Donau – grosse Liebe

Fritz Schuler

von Fritz Schuler

Story

Unser Garten mit Häuschen an der Alten Donau ist ein wahres Paradies. Vor allem im Sommer. Das bestätigen alle unsere Gäste. Und als wir unser Kind für ein Auslandssemester unterstützen wollten, fehlte uns das nötige Kleingeld. Also entschlossen wir unser Juwel für eine Saison zu vermieten.

Ganz einfach und unkompliziert ging das. Ein Inserat in den Falter und schon trudelten die Anfragen ein. Kurz vor Besichtigung mit einem Mann, dem ich schon zusagen wollte, ereilte mich erneut ein Anruf.

„Ihr Garten mit Häuschen an der Alten Donau, wieviel wollen Sie dafür?“

„Einem Interessenten bin ich im Wort. Wir treffen uns in einer Stunde das zu fixieren.“

„Egal, was er zahlt. Von mir bekommen sie zwei tausend Euro mehr.“

„Das wären dann so und so viel“, rechnete ich ihm vor.

„Gut, kein Problem.“

Am folgenden Frühlingstag standen wir mit ihm und seiner Frau im Garten. „Ich brauche eigentlich keine Besichtigung“, gestand er. „Ich bin hier aufgewachsen. – Bis vor kurzem war ich Unternehmer, als ein Herzinfarkt mich umwarf. Dann habe ich alles verkauft. – Das Leben ist zu kurz, um es nicht zu genießen.“ Schnell wurden wir uns einig. Wie vereinbart drückte er uns das Geld bar in die Hand. Eine Saison im Voraus. Seine Frau stellte zwar ein paar merkwürdige Fragen, aber wir dachten uns nichts weiter dabei.

„Kann man im Garten auch nackt herumlaufen?“

„Natürlich kann man das“, bestätigten wir. „Manchmal tun auch wir das. Wenn es Sie nicht stört, dabei gesehen zu werden.“

Der Sommer kam und wir verbrachten in ungewohnter Weise die heißesten Tage des Jahres im Gänsehäufel. Dann und wann warfen wir einen sehnsuchtsvollen Blick auf die gegenüberliegende Seite zu unserem Garten. Im Herbst auf der Sitzung unseres Gartenvereins traf ich dann auf eine Nachbarin. „Sind unsere Nachbarn eh brav und stören Sie nicht“, wollte ich wissen.

„Brav sind sie schon. Nur laut.“

„Wie meinen Sie das?“

„Na, laut eben. – Geräuschvoll.“

„Soll ich mit ihnen reden?“

„Nein, nein“, beschwichtigte sie. „Wenn es mir reichte, habe ich selbst über den Zaun gerufen: Schluss jetzt! – Allmählich ist Ruhe eingekehrt. Seither sehe ich sie kaum noch.“

„Na, Gott sei Dank. – Aber welche Art von Lärm haben sie denn gemacht“, wollte ich verstehen.

„Kein Lärm. Geräusche eben die man macht, wenn man Sex hat. Nur eben laut. – Und oft.“

Ich musste lachen. – „Wie mutig von ihnen, dass Sie was gesagt haben.“

„Was glauben Sie?! – Täglich mehrmals. Viel öfter als in meinen besten Zeiten. Auch tagsüber.“

© Fritz Schuler 2020-07-09

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