von Stefanie Höring
Ich glaube, jede:r kann sich etwas darunter vorstellen, wenn ich sage: Schulgeruch. Putzmittel, Kreidestaub. Der Turnsaal. Die Gymnastikpatscherln. Man bekommt all das nie wieder aus der Nase.
In der Volksschule sind die Klassen bunt, die Wände dekoriert und der Lärmpegel konstant hoch. Im Gymnasium ist alles schlichter. Klassenordnerin sein nervt. Der Schwamm ist alt und modert vor sich hin. Das Tafeltuch stinkt bestialisch. Man wischt unmotiviert Weisheiten von der dunkelgrünen Fläche, nur damit die nächste Lehrerin oder der nächste Lehrer gleich wieder alles versaut. Ein undankbarer Job.
Es gibt unleserliche Overheadfolien, die Lehrkräfte jahrzehntelang an die Wand schmeißen.
Heute gibt es in manchen Klassen tatsächlich elektronische Tafeln. Die Lehrer*innen malen mit Fingern Formeln auf dem riesigen Screen. Mich juckt es immer, da ebenfalls zu malen. Ein Fleißbienchen vielleicht. Wenn die Tafel spinnt, wird der Text in der falschen Farbe dargestellt. Mache Lehrer:innen haben durch das Distance Learning Tablets mit Stiften für sich entdeckt. Wir spielen Kahoot, ein virtuelles Quiz, bei dem wir mit den Handys einsteigen und Multiple Choice Fragen lösen. Ich spiele mit und gebe mir den Namen Alte Schachtel. Ich bin schnell, weiß einiges zu den Beatles und habe Beginner´s Luck. Adrenalin für Arme.
„Wer ist die Alte Schachtel?“, rufen die Kinder aufgeregt durcheinander. Das frage ich mich auch manchmal, wenn ich morgens in den Spiegel schaue. Die Alte Schachtel gewinnt eine Runde nach der anderen.
In den Pausen, teils auch während des Unterrichts, sitzen die Kinder da und starren auf die Displays ihrer Handys. Teure Geräte sind das. Oftmals das neueste Modell. Ich ertappe mich, wie ich Gedanken habe wie etwa: „Früher hätt´s das nicht gegeben!“ Alte Schachtel eben.
© Stefanie Höring 2022-08-05