Alte Seele und junger Geist

Laut meiner Energetikerin stamme ich von den Kelten ab. Seit ich das weiß, und ja es leuchtet mir ein, sehe ich meine Welt doch ein wenig anders. Diese Tatsache erklärt dann wohl, warum ich diese starke Anziehung zur Natur und den Wildtieren verspüre. Warum ich wie eine Hexe durch den Garten springe, Gemüse und Kräuter anbaue und schließlich ganz wild darauf bin, meine Kreativität im Handwerk auszuleben.

Aber es ist ja nicht nur das Keltentum, sondern auch andere Dinge in meinem Leben die Fragen aufwerfen. Ich liebe es mich mit älteren Menschen zu umgeben. Bei ihnen habe ich das Gefühl verstanden zu werden. Ich muss mich nicht ständig erklären oder rechtfertigen. Ich liebe es meine Ruhe zu haben, um allein zu sein, ein Glas Rotwein zu trinken und zu reflektieren. Auf der anderen Seite geht dann regelmäßig wieder mein inneres Feuer mit mir durch. Ich bin lustig drauf, spiele den Partyanimateur und hau den einen frechen Spruch nach dem anderen raus. Die Vermutung liegt nahe, dass ich eine alte Seele bin. Doch mein Geist ist zeitweise sowas von ‚Restfett‘, dass ich gar nicht weiß, wo mir der Kopf steht. Oder wie es mein werter Vater ausdrücken würde: Ich habe ‚Holraumsausen in der Gedächtnishalle‘. In diesen Momenten bin ich einfach nicht ganz klar und absolut empfänglich für schräge Dinge. Eine emotionale Sonderlage quasi.

Plötzlich habe ich ein Kaffeedate mit dem Pfarrer oder verliere beim Armdrücken und werde von einem italienischen Opi geküsst. Wohne auf Capri beim Bürgermeister und bade illegal in der blauen Grotte, wo Heidi Klum zwei Wochen später tausende Euro Strafgeld bezahlen muss, um nur einiges zu nennen.

Beim Kauf meines ersten Autos bin ich z.B. ultra krank gewesen. Man stelle sich das Ganze mal vor: Ich, keine Ahnung von Autos und ein siebzigjähriger Opi mit gebrochenem Deutsch. Kann ja nur gut gehen. Wir stehen beim ÖAMTC, inmitten von Mechaniker schreien wir uns an. Später stehen wir beim Citröen Händler und schreien weiter und am Ende befinden wir uns am Parkplatz vor meinem Haus, um dort fertig zu schreien. Der Kauf Akt dauert nicht weniger als sechs Stunden, aber am Ende bin ich eine Autobesitzerin mit einem absolut unguten Bauchgefühl. Zwei Strafzettel und eine Besitzstörungsklage später, werfe ich meine Geldbörse mit einer Tasche Second-Hand Gewand in einen Humana Container. Yeah. An einem Freitagnachmittag, 16:20, ist natürlich niemand mehr erreichbar. Fuck. Die Polizei schickt der Lady in Not natürlich drei überdimensionale Löschfahrzeuge. Peinlich. Von wegen. Die Feuerwehrmänner voll am Lachen, erklären mir, dass sie das Schloss nicht aufbrechen dürfen. Nach langem hin und her ist es ihnen aber mit Hilfe einer Leiter und eines langen Eisenstabes gelungen meine Tasche zu bergen. Der Feuerwehrmann grinst und meint nur, ja auch die Feuerwehr schreibt Rechnungen. 376 Euro leichter watschle ich nach Hause und muss lachen. Balsam für meine alte Seele – ungefähr gleich gut wie in Italien in den Sand zu kotzen.