Am Aschermittwoch ist alles vorbei

Michael Schaake

von Michael Schaake

Story

Mir sin alles Düsseldorfer Jonges, Wä wat will, dä soll bloß kumme,

Knüppel in Täsch, Schabau in de Fläsch, Und wenn mer keene Knüppel han, dann haun mer mit de Fläsch!

De Fläsch is jeplatzt, da sin mer all verratzt,

Mer leve und sterve för ene Droppe Schnaps, mer leve und sterve för ene Droppe Schnaps!

Der Rheinische Karneval, weltbekannt – bei uns im Land. Sorry, bei den Lesern aus unserem südöstlichen Nachbarland vielleicht eher vom Hörensagen oder aus dem Fernsehen, also für euch ein bisserl Nachhilfe im Grenzbereich😀

Die traditionelle, fröhliche (nicht immer) Konkurrenzveranstaltung zwischen den Städten Köln und Düsseldorf. Ich bin Düsseldorfer, das wäre dann erst mal geklärt, abartig, ich freue mich sogar, wenn der 1. FC Köln gegen Bayern München verliert – 3mal „Düsseldorf Helau“, rufen die Jecken nach jedem guten Witz – war das einer? Für Kölner eher nicht. Die Kölner rufen „Kölle A…“, oh wie dumm, habe ich vergessen, bin nicht so gut in fremden Mundarten.

Die Kölner sind etwas abgehoben, sie meinen, die Düsseldorfer verstehen nichts von Fröhlichkeit und „Jemötlichkeit“, langweilige Nachbarn, die vergeblich versuchen, es ihnen nachzumachen, und im Übrigen primitiv wie der Text des oben zitierten uralten Karnevalsschlagers. Tatsächlich gehört ein bisschen „Drink doch ene met, stell disch nit esu ann“ (Lied aus Köln, vergessen?) zum Karneval wie die Windel zum Baby und später zum alten Säufer…

Herausragend in Düsseldorf ist der Rosenmontagszug mit den Mottowagen des Künstlers und Designers Jacques Tilly, politische Satire gehört auch zum Karneval. Zwei Wagen haben es mir in diesem Jahr besonders angetan: der Wagen gegen die Unterdrückung der Frauen im Iran (siehe Foto), Tja, richtet sich eigentlich gegen die dortigen Machthaber. Aber wenn der Erdogan das Wort auf der Mütze in den falschen Hals kriegt, versucht er vielleicht, Düsseldorf aus der NATO auszuschließen? Und der Wagen über den Kindesmissbrauch in der Kirche, der Kölner Kardinal Woelki will nicht zurücktreten, hält sich krampfhaft am Kölner Dom fest und reißt ihn dabei um. Fotos von diesem und den anderen tollen Wagen im Internet.

Zuletzt zu mir selbst: ich habe nur die ersten 18 Jahre meines Lebens in Düsseldorf verbracht. Begeisterter junger Karnevalist, selbst mitgewirkt, Musik gemacht, damals schon mit rockigem Einschlag wie heute üblich, also der Zeit weit voraus. Dann lebte ich viele Jahre in karnevalsfreien Ländern, oh – kein Problem, Spaß haben geht auch ohne. Aber auch 7 Jahre in unserem Nachbarland mit der „Fasnet“, oh wie traurig, Karneval bei den Protestanten (aua – den Shitstorm werde ich wohl ertragen müssen). Und jetzt, ganz schlimm, in Bonn, kennt ihr? Karnevalsvorort von Köln, Diaspora für Düsseldorfer Karneval. Na ja, da muss ich jetzt durch, aber in der Fastenzeit sind die Bonner ganz nett, sie nehmen das alles genauso wie ich, nicht ganz ernst…

© Michael Schaake 2023-02-22

Hashtags