von Gina
Bin heute zum Friedhof gegangen, nein gefahren, da ich einige Erikastöcke gekauft habe und die mussten gepflanzt werden.
Seit das Wetter solala ist, bin ich nicht mehr dort gewesen, das Gießen übernahm die Natur und heute traf mich fast der Schlag. Die Rosen waren teilweise verblüht und die Köpfe auf den Schotter gefallen, die Rosenblätter machten es den Köpfen gleich. Die übrigen Blumen sagten auch schon ade, doch das Unkraut wucherte, das wächst auch bei Schlechtwetterfasen. Bevor ich nun die neuen Blumen pflanzen konnte, musste das Unkraut weg und ich werkelte, ich riss und ich zog und ich grub sogar mit den Fingern nach den Wurzeln dieser Ungetüme. Lange, weiße, dünne Wurzelfäden zog ich aus der Erde. Manches Mal wollten sie partout nicht heraus und wenn eine Wurzel dann abriss, hatte ich die Erde im Gesicht. Ich fluchte ganz leise, die Toten sollten mich ja nicht hören. Als endlich das Unkraut besiegt war, konnten die Erikastöcke gepflanzt werden, ich hatte fünf gekauft, aber es hätten auch fünfzehn hingepasst, denn das nicht mehr vorhandene Unkraut hinterließ große braune Löcher. Der kleine weiße Engel musste eines ausfüllen, schaut ganz gut aus, auf der dunklen Erde. Dann kam die Gartenschere zum Einsatz, die Rose wucherte zu stark, doch mit Rosen kenne ich mich nicht so aus. Ich schnitt nur die vertrockneten Blüten ab und werde mich im Internett schlau machen. Geschlagene eineinhalb Stunden hockte ich am Boden und als ich fertig war, kam das große Übel, ich konnte nicht mehr auf. Hilfesuchend sah ich mich um, ich war alleine im Friedhof, bravo. Zuerst probierte ich, ob der Grabstein fest verankert war, dann zog ich mich daran hoch.
Ja, ich bin auch nicht mehr die Jüngste, doch am Friedhof will ich auch noch nicht bleiben.
© Gina 2019-10-08