„Am Klopapier hängt, zum Klopapier drängt“

Klaus Schedler

von Klaus Schedler

Story

Dieses Zitat frei nach Goethes Faust kam mir in den Sinn, als sich die Menschen zu Beginn der Corona-Epidemie mit all jenem eindeckten, von dem sie glaubten, es sei in den kommenden Wochen nicht mehr oder nur schwer zu bekommen. Erstaunlich wenn man bedenkt dass die gesamte Menschheit noch von wenigen Jahrhunderten bei der Analhygiene gänzlich auf die Verwendung von Papier verzichtet hat. Zunächst einmal deshalb, weil das Klopapier noch nicht erfunden war, später dann weil sich Klopapier in den meisten Haushalten der westlichen Welt durch Zeitungspapier ersetzen ließ.

Seit nun aber schon einigen Jahrzehnten hat das Klopapier seinen verhängnisvollen Siegeszug durch unsere sanitären Anlagen angetreten. Pro Po sind es mehr als 130 Rollen, die wir jährlich dem Kanalnetz zuführen, wobei dieses Papier dem Recycling Kreislauf unwiederbringlich verloren gegangen ist. Dies alles ist überdies vor allem dann besonders umweltbelastend, wenn wir vor der Verwendung von Rollen aus Recycling-Papier zurückschrecken. Und was die 130 Rollen anbelangt, so bin ich fest davon überzeugt, dass mein Verbrauch um mindestens 30 % geringer ist und somit andere Mitmenschen wahrhaftige Klopapierverschwender sein müssen.

Welche Alternativen bieten sich an? Vor der Erfindung des modernen Klopapiers wurden entsprechend geeignete und regional leicht verfügbare, natürliche Materialien und Substanzen verwendet. Kurzum, man nahm je nach Geschick mit der rechten oder linken Hand das ohnehin drinnen im Stall herumliegende Stroh und draußen Grasbüschel, Laub, Moospolster oder im Winter Schneebälle. Im Orient sowie in der gesamten islamischen Welt ist aber auch Sand sowie vor allen Dingen fließendes Wasser aus kleinen Schläuchen oder Bechern gebräuchlich wobei nur die linke Hand reinigend verwendet werden darf. Westtouristen verstopfen demgegenüber mit ihrer Analhygiene die Hausinstallation. Die orientalische Form der Analhygiene ist natürlich unter dem Gesichtspunkt des Umweltschutzes unserer westlich dekadenten Klopapier Verwendung in ökologischer Hinsicht bei weitem überlegen. Das sollte uns zu denken geben.

Es gibt jedoch Anlass zur Hoffnung auch für uns: Seit ein paar Jahren sind bei uns sogenannte Dusch-WCs am Markt, die nicht nur eine Kombination aus WC und Bidet darstellen, sondern darüber hinaus jeglichen Komfort bieten. Solche Klos verfügen über eine Fernbedienung, Po- und Ladydusche, einen pulsierender, oszillierenden Duschstrahl mit Massagefunktion, 5-fach einstellbare Duschstrahlstärke und –positionierung sowie einem Trocknerföhn mit einstellbarer Wärmeregulierung. Po, was willst du mehr?!

Die Erfahrungen der Corona-Epidemie hinsichtlich unseren Einkaufs-, Konsum- und Lebensgewohnheiten dürfte viele Menschen veranlasst haben, darüber nachzudenken, ob wir nicht mit so mancher lieben Angewohnheit brechen und auf diese oder jene Annehmlichkeit verzichten sollten. Voila!

© Klaus Schedler 2020-03-14

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