von Merato
Amor Fati.
Ein Ausdruck, der von Friedrich Nietzsche als ein Leitgedanke geprĂ€gt wurde, welcher Liebe zum Schicksal, einen Zustand der absoluten Lebensbejahung, ein Ausdruck der vollkommenen Hingabe an die Geschehnisse, die einen ereilen, beinhaltet. Und es kommt vor, da bleibt einem wirklich nichts anderes ĂŒbrig, als an das Schicksal glauben zu mĂŒssen.
An einem gewöhnlichen Montagabend begann diese Geschichte. Mein neuer Wohnheimmitbewohner und ich entschieden uns, in eine Bar zu gehen und uns zu entspannen.
Der Abend verlief ereignislos, bis zu diesem Punkt. An einem Stehtisch stehend, bemerkten wir zwei MĂ€dels, die mit zwei Jungs redeten. Dann wandte sich eines der MĂ€dchen uns zu: „Rettet uns bitte!“ Wir lachten und kamen ins GesprĂ€ch. Schnell verschwanden die fremden Jungs und wir lachten ĂŒber die unangenehme Situation, von der die MĂ€dchen erzĂ€hlten. Ich fragte die MĂ€dchen, welche zufĂ€lligerweise Schwestern waren, woher sie kommen.
Und dann konnte ich nicht glauben, was ich hörte. Die Àltere Schwester nannte die Stadt, in der ich aufgewachsen bin. Sie liegt tausende Kilometer entfernt von Wien.
Ich sagte: „Du willst mich doch auf den Arm nehmen, ich bin da geboren!“
Wir sahen uns beide an und konnten es einfach nicht glauben. Ich hatte am ganzen Körper GĂ€nsehaut. Wir sprachen ĂŒber den Park, in dem ich aufgewachsen bin, ĂŒber die verwinkelten und wunderschönen StraĂen, aber auch ĂŒber die vielen alten GebĂ€ude, die diese Kleinstadt so schön machte.
Ab diesem Moment war klar, dass es an diesem Abend nur uns beide geben wird. Sich auf diese Art, an diesem Tag, diese Uhrzeit und an diesem Ort so zufĂ€llig zu treffen, das verbindet einen. Sich zu fĂŒhlen, als wĂ€re man wieder in der Heimat, obwohl man gefĂŒhlt in einer anderen Welt ist. Noch viel eigenartiger war die Vorstellung, wenn man diese Person in der Heimat antreffen wĂŒrde, denn fĂŒr einen selbst kollidieren da zwei Welten miteinander, die so bisher nichts miteinander zu tun hatten. Wir amĂŒsierten uns blendend und gingen nach einiger Zeit auf die TanzflĂ€che.
Alles fĂŒhlte sich irgendwie eigenartig vertraut an, es gab keine Sekunde das GefĂŒhl, dass man sich noch nicht kennen wĂŒrde. So kamen wir uns natĂŒrlich bei dieser Verbindung rasch nĂ€her.
Ich traf sie einige Zeit spÀter wieder in meiner Heimatstadt. Wieder im Club und dann im Park. Doch die Distanz und die Zeit haben eine erschreckende Macht. Die Magie des ersten Moments hat es leider nie bis in das Wiedersehen in meiner Heimat geschafft. So trennten sich unsere Wege wieder genau in diesem Park.
© Merato 2023-09-01