von JuliaGe-Punkt
“Es grünt so grün, wenn Hollands Blüten glüh’n”
So lautet der Satz eines jeden Amsterdam Touristen, der ausschließlich wegen der guten Kultur und der tollen Museen nach Amsterdam gereist ist.
Als ich mit meinen Zwei Freunden endlich in Amsterdam landete, war ich noch relativ nüchtern. Außer der zwei Biere, die mir der Steward verabreichte, weil ich so hysterisch vor meinem ersten Flug war, hatte ich also nichts weiter Intus. Was sich in dieser Stadt durchaus als problematisch erweisen sollte.
Man muss gar nicht erst genau hinsehen, da merkt man schon, dass die ganze Stadt irgendwie schief steht. Okay, jeder weiß, die Stadt ist auf Sand gebaut und der sinkt mit der Zeit ein, aber das erklärt doch noch lange nicht, wieso jedes einzelne Fenster schief ist, warum die Hauseingänge mittels Kellertreppen erreichbar sind, die kein Stiegengeländer haben und auch sonst keinen Schutz bieten, um die armen, be…trunkenen Touristen, vor dem hinabstürzen zu bewahren.
Überhaupt habe ich mir an jeder zweiten Ecke gedacht: “Das ist doch nicht tüf-geprüft!“ Überall stehen herrenlose Fahrräder herum, die gar nicht selten den ganzen Weg so versperren, dass man nicht mehr durch die Gasse kommt. In Wien würde das einen sogenannten “Bahö” auslösen, aber den Amsterdamern scheint’s egal zu sein. Überhaupt ist in Amsterdam alles viel lockerer und regelloser, als bei uns.
So fahren die Fahrräder am gleichen Weg wie die Fußgänger und Mopedfahrer, die übrigens einfach direkt vor ihren Häusern am Gehsteig parken. Eine Fußgängerzone gibt es, die ist besonders schön, dass da ab und an ein Auto mit gut 40 km/h durchbrettert, stört dort genauso wenig, wie wenn die Mopeds sich durch die Menschenmenge durchschleusen.
Als wir Abends an einer Gracht im Rotlichtmilieu spazierten, fragte ich mich, wie viele Mopeds, Autos und Touristen da wohl drinnen liegen, bis wir dann endlich im “Dolphins” ankamen. Das Mekka unserer weiten Reise, von dem mein bester Freund mir schon seit Wochen vorschwärmte. Wir betraten das Lokal und ein herrlicher Geruch kam uns direkt entgegen. Mein Freund sagte der Kellnerin, dass wir auch Tabak konsumieren würden und so brachte sie uns in den Keller, der, wie in allen Gebäuden, über eine Treppe erreichbar war, die eher einer Leiter ähnelte.
Wir drehten uns alle eine kulturell anregende Zigarette und begannen zu lachen und zu husten. Die einzige Lüftung hier war nämlich der Schlitz unter der Türe. Als die Zigarette endlich ihre Wirkung zeigte und wir das “Dolphins” verlassen haben, sah ich Amsterdam zum ersten Mal in seiner vollen Pracht und Blüte! Wie durch Zauberhand konnte ich meinen Wiener Migrationshintergrund beiseiteschieben und eine Stadt genießen, die auf einmal einen besonders charmanten Eindruck auf mich machte.
Von da an besuchten wir täglich das Lokal und so wurde Amsterdam auch für einen verklemmten Regelkonformisten wie mich, zu einer angenehmen Stadt!
Der Rückflug war übrigens auf einmal auch total entspannt!
© JuliaGe-Punkt 2021-04-03