Amsterdam I

Tim Schreiber

von Tim Schreiber

Story

Wenn ich meine Kindheit und Jugend aufarbeiten möchte, darf ich dieses Kapitel nicht auslassen, auch wenn es nicht wirklich etwas mit meiner Familie zu tun hat. Wir waren noch nicht lange volljährig, fühlten uns jedoch mächtig erwachsen. Drei Freunde, ein Lancia Y und die fixe Idee, am Freitagabend nach Amsterdam zu fahren. Das Nötigste war schnell gepackt, die Eltern trotz Volljährigkeit informiert und dann ging es auch schon direkt los. Wir hatten damals zwar schon Internet, aber eben nur zu Hause und deshalb wurde die Route ausgedruckt und noch Karte gelesen. Die Stimmung im Auto war mega gut. Voller Vorfreude auf den Kurztrip fuhren wir über die holländische Grenze. Ich wollte gerade meinen Kumpels zeigen, wie lustig die holländischen Taxis aussehen, als das vermeintliche Taxi sein Blaulicht anmachte und uns bat, rechts ran zu fahren. Also ich kann euch sagen, dass holländische Polizeiwagen lustig aussehen. Nach einer kurzen Belehrung, in Holland sind nur 100 Km/h erlaubt, durften wir unsere Tour fortsetzen.

Kurz nach drei Uhr morgens kamen wir in Amsterdam an. Sämtliche Coffeeshops waren schon geschlossen, doch mein Kumpel hatte zu Hause im Internet von einem gelesen, der länger offen hatte. Sein Auto parkte er, mangels freier Parkplätze auf einem Behindertenparkplatz, direkt an einer Kanalbrücke. Wir irrten an düsteren Gestalten vorbei, die uns viel härtere Drogen anboten, was wir jedoch ablehnten. Einen fragte mein Kumpel nach dem bestimmten Coffeeshop und wir setzten unsere Suche fort. Nach weiteren erfolglosen 20 Minuten sprach uns eine nette Polizistin an. Der Typ, den mein Freund nach dem Weg gefragt hatte, war ein stadtbekannter Räuber und verfolgte uns seitdem. Gewarnt und durchaus etwas geängstigt fuhren wir mit unserer Suche fort. Ohne Erfolg. Geknickt traten wir den Rückweg zum Auto an, immerhin wussten wir ja nicht mal, wo wir schlafen wollten. Fast am Auto angekommen überholte uns ein Typ, in gekrümmter Haltung mit einem kleinen, länglichen Gegenstand in der Hand. Er ging über die Brücke, an der unser Auto stand und stach mit einer Spritze, jetzt leider deutlich zu erkennen, auf einen anderen ein. Ich war starr vor Angst. Zum Glück war mein Freund so geistesgegenwärtig und zog mich mit, weg von dem Ort des Geschehens. Unser anderer Kumpel rannte leider in die falsche Richtung, über die Brücke in die Nacht hinein. Einige Häuserecken weiter blieben wir stehen und versuchten uns zu beruhigen. Dann fassten wir uns ein Herz und gingen auf die Suche nach unserem verlorenen Freund…

Fortsetzung folgt.

© Tim Schreiber 2025-01-23

Genres
Biografien
Stimmung
Abenteuerlich, Emotional