Amsterdam in concert

Mariefu

von Mariefu

Story

April 2019: Meine Jungs werden gezwungen, sich den Trailer anzusehen und sind stundenlang meiner schonungslosen Überredungskunst ausgesetzt. Dann steht fest: wir fahren nach Amsterdam. Drei der letzten Tickets gehen an mich. Schweißgebadet tippe ich auf „Enter“.

Frühling 2018: Ein Song aus dem Garten nebenan flasht mich mit eingängigem Text: „I want to reconcile the violence in your heart/ I want to recognise your beauty’s not just a mask/ I want to exorcise the demons from your past/ I want to satisfy the undisclosed desires in your heart…“. Ohja, bitte! Wer singt so was? Und so beginne ich zu recherchieren und mutiere zum Fan- das ist selten…

Sommer 2018: Vom Rheinland durch Dänemark hoch zu den Vesterålen/Norwegen und zurück über den Peer-Gynt-Vejen erklingen ihre Songs in überdimensionaler Lautstärke zum Mitsingen. „Oh, oh, oh, ten thousand miles left on the road/ Oh, oh, oh, five-hundred hours ‚til I am home“, real über 6000 km…

12. September 2019, es ist soweit. Die Pods im Ohr an Bord des Eurorails nähern wir uns Amsterdam. Der Aufenthalt ist wegen Arbeit und Schule am nächsten Tag eng getaktet. Zum Glück erwischen wir eine preiswerte Unterkunft in einem pink-lila-bunten Zugwaggon direkt am Bahnhof Sloterdijk, von dem wir bequem ins Veranstaltungsquartier fahren können. Die Train-Lodge ist originell und gemütlich. Meine Söhne sehen es mir nach, dass ich nicht auf der dritten Pritsche unterm Dach schlafen möchte und überlassen mir die bodennahe hinter der Leiter.

Der Hunger treibt uns zurück zum Bahnhof, wo wir mit Pommes Special und Frikandel in Hollands Streetfood-Tradition eintauchen. Gut gestärkt und gefüllt mit Vorfreude brechen wir in den Süden der Stadt zum Ziggo-Dome auf. Die Fußgängerzonen im weitläufigen Bijlmer füllen sich. Dieselbe Musik dringt aus allen kleinen Cafés und Bars, vor denen fröhlich schwatzende oder singende Menschen mit erfrischenden Getränken an hohen Tischen eng beisammen stehen. Wir gesellen uns einfach dazu. „I need something human, human, human, human. Now life can begin!“

Allmählich wechseln wissend grinsende Gesichter die Location und reihen sich vor der Halle ein. „When the darkness descends… You must find a way.“ Unser Weg führt geradewegs in die gigantisch beleuchtete Halle. Gerammelt gefüllt beginnt die Show. Blitze, Donner, Kanonenschüsse- professionell arrangierte Pyrotechnik unterstreicht den Auftritt der Musiker. Sympathisch wirken sie auf mich nicht, aber die Musik im bunten Lichtermeer zieht mich in den Sog der singenden Massen. „In our heads, a million voices scream and shout. And no one will ever hear a sound. Get up and fight!“ Gänsehaut.

Die Show ist viel zu schnell vorbei, ohne Wenn und Aber verschwindet Muse hinter der Bühne. Die Massen lösen sich auf.

Am nächsten Morgen um 9:40 Uhr sitzen die Jungs in der Schule und im Büro. Beim Frühstück singe ich: „It’s a new dawn/ It’s a new day/ It’s a new life/ For me/ And I’m feeling good!“ Thank you, Amsterdam.

© Mariefu 2021-04-04

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