von Nela
Pandora, ja das kennen die meisten – sei es aus der griechischen Mythologie oder aus dem Kino. Aber Dandora, nein, das ist unbekannt. Dabei ist es einer der giftigsten Orte, den unsere Welt zu verzeichnen hat. Er befindet sich in Afrika, in Nairobi und ohne den richtigen (Begleit)Schutz ist ein Betreten auch unmöglich. Riesenhafte Vögel, Marabus, kreisen dort unheilvoll am Himmel. Denn Dandora ist die größte Mülldeponie der kenianischen Hauptstadt. Umgeben ist sie von einigen der größten Slums der Stadt, in denen sich die arme Bevölkerungsschicht dicht an dicht in Wellblechhütten drängt.
Betritt man die Deponie sieht man, so weit das Auge reicht, nur Müllberge. Fassbar wird das Ausmaß kaum. Müllberge bis zum Horizont. Und darüber die kreisenden Marabus, die sich zwischen dem Müll auf Nahrungssuche begeben. Zwischen all dem entdeckt das aufmerksame, geschockte Auge vor Dreck starrende, riesige Schweine, die mit Kühen und zahlreichen anderen Tieren ebenfalls die knapp 26 Hektar große Deponie bevölkern. Zwischen all dem wandern, ungeschützt, Menschen umher. Die Müllsammler. Jene Menschen, die davon „leben“ den Müll zu trennen. Darunter viele Kinder, die oft nicht das Erwachsenenalter erreichen.
Denn Dandora ist mit seinen Müllbergen ein gefährlicher und giftiger Ort. Barfuß, ohne Handschuhe oder zumindest einem Tuch als Schutz vor dem Mund, durchwandern sie die Deponie. Riesige Müllbündel schleppen sie mit sich, bezahlt werden sie nach dem Gewicht des Abfalls, den sie sammeln. Alles qualmt und stinkt, ein Geruch, der einen noch verfolgt, wenn man die Deponie wieder hinter sich gelassen hat. Und schnäuzt man sich, erblickt man im Taschentuch den Dreck, ganz schwarz, den man sogar nur während eines kurzen Aufenthalts eingeatmet hat. Dabei erlebt man weit nicht das ganze Ausmaß Dandoras. Denn die Feuer, die Nachts zum Verbrennen des Mülls entzündet werden, verbreiten dichten, schwarzen Qualm, der sich bis in die Hütten des Slums rundum schlängelt.
Doch nicht nur die Eindrücke verfolgen einen nach einem Aufenthalt in Dandora. Auch der Müll begleitet den weiteren Weg. Denn er bleibt längst nicht nur dort, auch im Slum und im Nairobi-River befinden sich überall Abfälle. Entlang der Wege erstreckt sich ein Wellblechmeer, an den „Hauptstraßen“ verkaufen die Menschen an kleinen Buden Essen, Kleidung und mehr. Sie alle reden, lachen und singen. Vielfältige und für das westlich geprägte Gehirn auch widersprüchliche Bilder, die sich für immer ins Gedächtnis graben.
Bild: Privat
© Nela 2021-05-27