Aneinandergereihte Buchstaben

BLIND /Audiodeskription:
„Düstere Orchestermusik – Eine junge Frau in weißem Kleid rennt barfuß durch den finsteren Wald – Knacken von brechenden Zweigen – Das Kleid bleibt an einem Ast hängen – Das Mädchen löst ihr Gewand gewaltsam aus dem Geäst – Ein Geräusch zerreißenden Stoffs – Ein großer Fetzen des Kleides bleibt am Baum hängen und schimmert hell im Mondlicht – Die junge Frau flieht durch das Dickicht – Ein zuschnappendes Geräusch, ein gellender Schrei – Sie ist mit einem Fuß in eine Bärenfalle geraten – Das Wadenbein bricht, die Zacken graben sich tief in ihr Fleisch – Die Gefangene verliert vor Schmerz das Bewusstsein und bleibt besinnungslos in ihrem Blut auf dem Waldboden liegen – Eine pelzige Klaue greift nach dem hellen Stofffetzen am Baum und führt ihn sich an die geifernde Schnauze – Riesige Nasenlöcher blähen sich…“

TAUB/Musikrezension:
Camille Saint-Saëns, Karneval der Tiere, Der Schwan. Harfe und Cello.
„Die verträumt perlenden Klänge der Harfe versinnbildlichen das glitzernde, blaue Gewässer, durch welches der stolze, prächtige Schwan majestätisch hindurchgleitet. Die verspielten Töne lassen das helle, weiche Gewässer in leichter Strömung sanft dahinfließen. Der Schwan neigt seinen Hals in eleganter Kurve, nachgezeichnet durch die schwungvollen Bogenstriche des Cellospielers. Ebenfalls perfekt gerundet: Der Körper des Cellos. Die geschmeidigen Melodien folgen den gemächlichen Bewegungen dieses anmutigen Vogels. Dringen gefällig in die Gehörgänge und lassen das Herz ruhiger schlagen. Laden zum Träumen und entspannen ein. Ein Musikstück wie ein in warmem Dämmerlicht gemächlich getanztes Balettsolo, das es leicht mit seinem Konkurrenten, dem Auftritt des Königs der Tiere, aufnehmen kann.“

STUMM/Parolen auf Plakaten:
„Free Palestine“, „Solidarität mit Israel“, „Stand With Ukraine“, „Hände weg von Russland“, „The Future Is Female“, „Black Lives Matter“…

GERUCH-GESCHMACKLOS/Degustationsnotiz: „Das konzentrierte Bukett zeigt Aromen von Pflaumen, Cassis, Kirschen, Brombeeren, Vanille, Zeder, Tabak, Kaffee, Nelken, Zimt, Pfeffer, Kräuter und Veilchen. Am Gaumen konzentriert, vielschichtig, tief mineralisch, feine Holznoten, feinwürzig, enorme Fruchtfülle, saftig, muskulöse Eleganz, total ausgewogen, betörender Charme und ein sehr langer Nachhall.“ (https://www.genuss7.de/dieter-meier-puro-corte-d-oro-2019.html)

IMMOBIL/Reisedokumentation:
„Der Wind pfeift durch die im Schachbrettmuster angelegte Stadt. ‚Mal eben um den Block gehen‘ hat hier eine andere Tragweite. Gelbe Schulbusse, Hotdogstände und Donuts kauende Cops im American Diner versetzen in das Flair amerikanischer Serien – doch hier handelt es sich um das Original. Im Central Park, der grünen Lunge New Yorks, erholen sich Spaziergänger von der Hektik des Big Apple.“… Worte sind Prothesen, Brücken und Friedensstifter. Waffen, Gift und Dynamit. Sprache ein weise zu nutzendes Instrument. Schreiben ein Geschenk, geöffnet durch Hören und Lesen.