ANGST

Elli-Heiglmaier

von Elli-Heiglmaier

Story

7.30 Uhr – der Wecker klingelte.

Endlich!

Ich konnte ohnehin vor lauter Aufregung nicht mehr schlafen.

Mir war schlecht, mein Magen verkrampfte sich. Mein Herz raste.

Vor 30 Jahren – in meiner Volkschulzeit – hatte ich meine erste und einzige Operation – einen Leistenbruch.

Bisher.

Ich weiß, damit kann ich mich mehr als glücklich schätzen. Ich weiß, was andere in meinem Alter bereits durchgemacht haben.

Jetzt fĂĽhlte ich mich wie ein Kleinkind.

Ich hatte Angst.

Ich hatte mir vorgenommen die Sache gelassen zu nehmen. SchlieĂźlich handelte es sich nur um einen kleinen Eingriff.

Man sagte mir es würde sich um nichts Bösartiges handeln, aber es wäre besser den Eingriff machen zu lassen.

Ich versuchte das Ganze positiv zu sehen.

Schließlich konnte Etwas das entfernt wurde nicht mehr bösartig werden.

Und ich müßte es nicht möglicherweise später einmal bereuen den Eingriff nicht machen haben zu lassen.

GlĂĽcklicherweise sollte ich noch am selben Tag entlassen werden.

Mein Mann fuhr mich am Morgen ins Krankenhaus.

Da mein Termin erst gegen Mittag war ermutigte mich die Krankenschwester zu einem Spaziergang mit meinem Mann.

Ich war heilfroh, denn zu viert in einem Krankenzimmer wollte ich– wenn es nicht unbedingt nötig war – nicht bleiben.

Beim Spazierengehen hätten wir beinahe die Zeit übersehen.

Ich war froh, daĂź sie so schnell vergangen war.

Als wir zurĂĽckkamen forderte mich die Krankenschwester auf, mich bereitzumachen.

Der Krankenpfleger schob mein Bett in einen Lift und anschließend unterirdisch durch die Gänge des Krankenhauses.

Das ganze hatte etwas Unheimliches. Ich hatte Angst.

Zwei Schwestern schauten mich mit ihren Operationsmasken an und von irgendwoher fragte mich eine Stimme wie es mir geht.

Ich fühlte mich wie in einer Kältekammer.

„Mir ist kalt“, sagte ich.

Eine der beiden Krankenschwestern betrachtete meine eiskalte Hand und meinte „Da kann ich aber nichts machen!“

Sie versuchte mit einer Spritze in der Hand eine Vene zu finden.

Na dann viel GlĂĽck! Bei den Temperaturen hier drin.

Ich bekam Panik – ich dachte womöglich kann der Eingriff nicht gemacht werden.

„Ihr Herz klopft aber stark „ meinte der Anästhesist.

„Ich rege mich so auf“, sagte ich. „Kann ich meinen Arzt sehen, ist der da?“

Ich hatte das groĂźe GlĂĽck, daĂź der Arzt der mich untersucht hatte mich auch operieren sollte. Darum hatte ich gebeten. Das ist sicher eine Ausnahme.

Der Arzt nahm meine Hand…und dann weiß ich nichts mehr.

„Frau Heiglmaier!“ rief eine weibliche Stimme. „Sie haben jetzt schon über eine Stunde geschlafen, ich muss sie jetzt aufwecken!“

Über eine Stunde – kein Wunder. Ich nehme so gut wie keine Medikamente, die Narkose hatte mich wahrscheinlich umgehauen.

„Ist es denn schon vorbei?“ fragte ich.

„Sie haben es überstanden“ sagte die Schwester und nahm meine Hand, „es ist alles in Ordnung.“

Ich begann vor Erleichterung zu weinen und erzählte ihr wie angespannt ich vor der Operation gewesen war und welche Angst ich gehabt hatte.

© Elli-Heiglmaier 2020-01-04