Anleitung zum Schriftsteller-Dasein

Lisa Fröch

von Lisa Fröch

Story

Zuallererst brauchst du ein turbulentes Leben. Am besten mit so vielen Auf und Ab’s wie möglich. Langweilige Woche? Hole dir ein Abenteuer, sonst wird das nichts mit der Inspiration. Willst du noch einen Schritt weitergehen und dich richtig fallenlassen? Bereit, um als Schriftsteller zu leben? Los geht’s:

1. Kündige deinen Job, den du sowieso schon immer loswerden wolltest und bereue es für keine Sekunde. Wirst du auch nicht, denn du bist ja auch gerade dabei dir deinen Traum zu erfüllen. Lass‘ das also mit den Zweifeln!

2. Ziehe zurück zu deinen Eltern, um deine Lebenszeit effizienter zu nutzen: maximale Stunden-, Minuten- und Sekundenanzahl wirst du für das Schreiben brauchen. Nicht für belanglose Dinge wie Putzen, Saugen, Wäsche waschen, Kochen und das Ganze rundherum.

3. Suche dir einen leichten Nebenjob, um nicht ganz so verloren vor deinen Eltern dazustehen und ihnen verklickern zu können, dass du sparst, damit du bald wieder ausziehen und an deinen Büchern schreiben kannst.

4. Verliebe dich. Nichts ist inspirierender als die Liebe und alles, was mit ihr verbunden ist. Vor allem ein dramatisches Ende und ein gebrochenes Herz.

5. Hole dir einen zweiten Nebenjob, damit deine Eltern deine Seriösität erkennen und du noch mehr Stoff für deine Geschichten hast. Achtung: wenn du diese Stufe erreicht hast, dann muss dir klar sein, dass du absolut null Privatleben mehr hast. Denn jetzt besteht dein Leben nur mehr aus folgenden Dingen: Aufstehen, Kaffee, Schreiben, Schreiben, Arbeiten, nach Hause kommen, Essen, Kaffee, Schreiben, Schreiben, Schreiben. Schlafen. Und von vorne. Jeden Tag. Ausnahmslos.

6. Wenn du mutig bist, dann verliebst du dich in kurzer Zeit ein zweites Mal. Dieses Mal ist es aber kein normales Verliebtsein. Denn der Mann könnte DER Traummann sein. Also eine wahre Muse. Pass‘ auf, dass du nicht zu sehr in dem Gefühl der Liebe verlierst und dein Ziel aus dem Fokus rückt. Denk‘ daran: du bist bereits verheiratet. Mit deinem Notizblock und Stift.

7. Verreise und erlebe Abenteuer. Gib‘ dabei das Geld aus, das du gerade erst verdient hast und erzähle jedem, dass das keine Reise zum Vergnügen ist. Immerhin arbeitest du ständig, indem du alles und jeden beobachtest. Plane dabei so wenig wie möglich und lasse dich auf Dinge ein, die du im echten Leben nicht machen würdest. Wie wäre es mit einem Konzert eines völlig Unbekannten in den Highlands von Schottland? Und zwar ganz alleine? Am besten mit einem guten Glas Aperolspritzer!

8. Komm‘ wieder heim und nutze die fabelhafte, fantastische Inspiration, die du auf deiner Reise erlebt hast. Schreibe, schreibe und schreibe!

9. Beende deinen Roman! Bete und hoffe, dass es ein Beststeller wird, damit du endlich ausziehen und deine Nebenjobs kündigen kannst.

10. Lebe als Schriftsteller!

Oh, und vergiss‘ eines niemals: Schriftsteller bist du schon immer gewesen und nicht erst, seitdem du damit Geld verdienst.

© Lisa Fröch 2022-05-23

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