St.Marxer Friedhof Anton Diabelli (1781-1858)
Anton Diabelli steht vor seinem Grab am Marxer Friedhof und lässt seine Gedanken durch die Stationen seines Lebens wandern. Hier ruhet vereint mit seiner Tochter Laura, Herr Anton Diabelli k.k. Hof-Musikalienhändler und Compositeur geboren im Jahre 1781 gestorben den 7. April 1858 Friede ihrer Asche! liest er. Laut Todesanzeige ist der 8. April am Partezettel 8 Uhr Früh angegeben (Wienbibliothek digital:Partezettel), aber beim Übertragen auf den Grabstein passieren oft Fehler. Seine Tochter hat die Parte verfasst. Anton Diabelli kann es nicht mehr korrigieren. Er stammte aus einer Musikerfamilie in Mattsee. Nun, da er vor seinem Grab steht, empfindet Diabelli sowohl Stolz als auch Zufriedenheit. Den Umzug nach Wien auf Rat Michael Haydns hatte er nie bereut, er markierte den Beginn einer erfolgreichen Laufbahn als Komponist und Verleger. Besonders stolz ist er auf sein Verlagsgeschäft, das er 1818 gründete. Besonders in Erinnerung bleibt ihm die Veröffentlichung der „Diabelli-Variationen“ von Ludwig van Beethoven. Was als eine einfache Aufforderung an verschiedene Komponisten begann, eine Variation über ein von ihm komponiertes Thema zu schreiben, mündete in einem der bedeutendsten Klavierwerke der Musikgeschichte. Es ist ein Variationenzyklus, basierend auf einem seiner Walzer. Es wurde etwas Großartiges. Er lässt seine Gedanken auch über seine Familie und die turbulente Zeit, in der er lebte, schweifen. Sein privates Leben war geprägt von den Wirrnissen der Zeit, vor allem der schlechten gesundheitlichen Situation in Wien. Er war 35 Jahre alt, als er Magdalena Feigl, eine Tischler-meisterstochter, mit der er schon zwei Kinder hatte, heiraten konnte. Er denkt an sein hektisches Leben, die vielen Umzüge und Geburten, diese schwächten Magdalena sehr. Während er vor seinem Grab am Marxer Friedhof steht, denkt er über die Verluste nach, die ihn in seinem Leben gezeichnet haben. Sie gebar acht Kinder, von denen nur drei das Erwachsenenalter erreichten. Fünf Kinder mussten sie begraben, Tuberkulose, Auszehrung oder Gehirnlähmung waren die Todesursachen. Seine Frau war für ihn Stütze. Ihr Tod, sie war erst 44 Jahre alt, hinterließ eine Leere in seinem Leben, die nie ganz gefüllt werden konnte. Die Trauer über ihren Verlust war tief, und er fand Trost in der Musik und seiner k.k. Musikalienhändler Karriere. 21 Jahre nach der Mutter starb Laura an Gehirnlähmung, drei Jahre vor ihm. Antonia heiratete einen Kapellmeister und bleib so der Musik verbunden, Ida war nicht sehr glücklich und blieb unverheiratet. Er hat Franz Schubert (1797-1828) gefördert und man sagte ihm nach, dass er Schuberts Talent erkannte und viele seiner Werke publizierte, was zur Popularität Schuberts beitrug. Ihn musste er auch betrauern, ebenso Carl Czerny, Schüler Beethovens als auch Lehrer von Franz Liszt. Beethovens Sarg folgte er ebenfalls. Es war quasi das Who is who der Wiener Musikszene, mit denen er musizierte und als Verleger in Verbindung stand. Er erinnert sich an seinen Freund Johann Nepomuk Hummel (1778-1873), bei dem der 11-jährige Franz Liszt Klavierunterricht nehmen wollte, doch Hummel war zu teuer. So kam Czerny zum Zug. Er, Diabelli, hat sich einen bleibenden Platz in der Musikwelt gesichert.
© Heidemarie Brezina 2024-06-08