Arabische Perle

Andersdenkerin

von Andersdenkerin

Story

Die Reaktionen der Menschen, die nach unseren Urlaubsplänen fragten, waren sehr durchwachsen.

Manche stempelten wortlos ein rotes Fragezeichen in die Luft, und warteten ab, ob das unser Ernst war. Andere hielten sich nicht so bedeckt und platzten gleich mit einem besorgten „kommt ihr von dort auch wieder heim?“ heraus. Wenige freuten sich für uns und stimmten unserer Wahl des Reiseziels mit einem „Schön! Genießt es und macht euch eine schöne Zeit!“ zu. Vielleicht aus Unwissenheit, vielleicht aus Höflichkeit.

Wir ließen uns jedoch nicht beirren. Zu groß war das Vertrauen ins Leben, unsere Neugierde längst geweckt und die Bereitschaft, Neues zu entdecken, entfacht. Den Reiseführer akribisch studiert und mit dem Bewusstsein, dass es kulturelle und religiöse Regeln zu befolgen gab, traten wir unsere Reise vorfreudig an.

Als ich nach der Landung bei Sonnenaufgang zum ersten Mal meinen FuĂź auf dieses Neuland setzte, ĂĽberkam mich ein unerwartetes GefĂĽhl. Malerische Stille, einer gigantischen Welle gleich, die mich wie in Zeitlupe ĂĽberrollte. Ich war verschlungen von friedlicher Ruhe.

In meiner Vorstellung lag Spannung in der Luft, Hektik. Geringschätzung Fremden gegenüber, vielleicht sogar das Gefühl, nicht willkommen zu sein. Ich dachte, die Luft sei konfliktgetränkt, und dass ich mich als blonde Frau eventuell unsicher fühlen könnte. Fremdartig waren die Bilder, die ich von diesem Land in meinem Kopf hatte. Doch nichts davon bewahrheitete sich. Nicht einmal die Tatsache, dass wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht verheiratet waren, störte irgendjemanden.

Jeder Mensch der uns begegnete war zuvorkommend, freundlich und wohlwollend mit einer authentischen Herzlichkeit die mir noch selten wo entgegengebracht wurde. Vom Taxifahrer, dem Händler am Basar, der uns natürlich „den besten Weihrauch“ verkaufte, bis zum Hotelbediensteten.

Dubai war das einzige Emirat, das ich bis dahin bereist hatte, doch der Oman war in Nichts mit der pulsierenden, geschäftigen und lauten Parallelwelt zu vergleichen. Viel urtümlicher umgarnte uns dieses Land, das bis in die 1970er Jahre noch ein Land der Beduinen war. Eine orientalische Schönheit, die mich jeden Tag mehrmals mit offenem Mund staunen lies. Gebäude im maurischen Stil, nicht höher als die höchste Palme. Edle Paläste, prunkvoll, aber nicht übertrieben. Die Straßen Muskats unendlich gepflegt.

Weihrauch, Koriander und Safran paarten sich mit der salzigen Brise des indischen Ozeans und parfĂĽmierten jeden Winkel. Wenn ich die Augen schlieĂźe erfĂĽllt der Duft noch heute meine Nase.

Was mich erreicht und fĂĽr immer zutiefst berĂĽhrt hat, ist diese Stille, die ich bis dato nur an wenigen Orten erlebt habe. Trotz Menschenmassen und Verkehrschaos.

Ein Land mit brutaler Vergangenheit und blutiger Geschichte entpuppt sich als arabische Perle.

Es scheint, als wären das Volk und die safrangelbe Erde im Reinen…

© Andersdenkerin 2020-03-16