Mister Swiffer ist mĂĽde. Er will das Bett fĂĽr sich alleine haben. Ist auch verständlich. Der gute Herr ist ja die ganze Nacht auf Achse. Um 4 Uhr frĂĽh, klopft er ans Zimmerfenster. An dieser Stelle sollte ich vielleicht erwähnen, dass Mister Swiffer ein Kater ist. Unser Kater wohlgemerkt, also der Kater von mir und meiner Frau. Er ist schwarz und des nächtens auf Achse. Ab und zu schaut er im Rahmen seines nächtlichen Streifzuges durch die Nachbarschaft an meinem Zimmerfenster vorbei – vielleicht um sich zu vergewissern, dass wir “noch da sind” – vor allem aber um sein Fressen abzuholen. Da meine Frau einen sehr guten Schlaf hat, bin meist ich es, die fĂĽr die nächtliche “FĂĽtterorgie” zum Handkuss kommt. Diese Situation gestaltet sich dann meist wie folgt: Ich werde durch ein kratzendes Geräusch aus dem Schlaf gerissen, es hört sich so an, als wĂĽrde jemand mit einer Spitzhacke ein Windspiel malträtieren.
Ich öffne meine müden Augen und erblicke einen Mr. Swiffer, der zwischen Fensterscheibe und Jalousie steckt und jämmerlich miaut, so als hätte ihn dort jemand gewaltsam hineingezwängt. Obwohl es im Zimmer dunkel ist, merkt er natürlich, dass ich wach geworden bin – auch wenn ich ganz still liegen bleibe, weil ich keine Lust habe um 4 Uhr morgens aufzustehen und das Fenster zu öffnen, weiß er, dass ich wach bin. Er maunzt noch lauter und jämmerlicher und windet sich unter der Jalousie. Sie klirrt noch heftiger gegen die Fensterscheibe und hindert mich am erneuten Einschlafen. Also stehe ich auf, öffne das Fenster, um mit einem vorwurfsvollen „Mau“ begrüßt zu werden. Soll soviel heißen wie „Na, endlich. Wurde auch Zeit!“
Mit einem Satz ist Mr. Swiffer im Schlafzimmer und auch schon schnurstracks zur Türe hinaus, durch den Flur, ins Wohnzimmer, wo er sich vor seinem Futternapf aufbaut und schreit. So laut und qualvoll, als würde sein kleiner Katzenkörper Höllenqualen erleiden, weil er wochen-, nein monatelang, nichts zu Fressen gehabt hätte.
Wehe, wenn ich es wage ihm nicht sogleich nachzufolgen, um ihm – um 4 Uhr frĂĽh – sein wohlverdientes FrĂĽhstĂĽck zu servieren. SchlieĂźlich war der gute Herr doch die ganze Nacht unterwegs und ich habe nur geschlafen…
Sollte ich mich doch noch einmal hinlegen, dauert es keine Minute und Mr. Swiffer sitzt neben meinem Bett. Natürlich bemerke ich ihn, aber ich halte die Augen geschlossen. Er schaut mich an, ich kann es fühlen. Ich vernehme ein „Brrrt“. Ich reagiere nicht. Es folgt ein fordernderes und lauteres „Mau“. Noch schaut er mich bloß an. Doch schon höre ich ein Lautes „Bumm“. Der Kater sitzt am Nachtkästchen. So leise und grazil er es sonst versteht sich an mich heranzupirschen, und mich zu erschrecken, so elefantengleich trumpft er auf, wenn es darum geht, auf sich aufmerksam zu machen. Ich höre, dass er es sich auf dem Fensterbrett über meinem Kopf bequem macht. Das kann nur eines bedeuten (unter meinen geschlossenen Lidern weiten sich die Pupillen): Gleich fängt er an mich zu kämmen!
© Veronika Teubl-Lafer 2021-04-13