Arsch frisst Hose

MISERANDVS

von MISERANDVS

Story

Weil Mutti sich bitterlich beschwert, dass der deutsche Diskonter den beworbenen Kaffee nicht hat, mach ich mich auf den Weg, welchen zu besorgen. Den bring ich ihr mit, wenn ich heimfahre. Ehrensache! Als ich den Laden betrete, ist ziemlich was los. Und eine junge Else drückt sich gleich am Eingang – laut telefonierend – eilig an mir vorbei. Sie dürfte so an die 17 sein, vielleicht auch 22, die Weibsen heutzutage schauen alle gleich aus und haben alle dasselbe Zeug an: Hautenges, halbdurchsichtiges Trägertop, Tik-Tok-Hose, Sneakers und eine viel zu große Jacke, dafür keine Unterwäsche. Und wie sie sich so vorbeischiebt an mir, schau ich natürlich hin – rein aus wissenschaftlichen Überlegungen – und diagnostiziere fachmännisch: Die ist nix für mich, denn einen steirischen Winter überlebt das dürre Luder nicht.

Auf dem Weg zum Kaffee tänzelt sie vor mir her, und ich schaue mir – wieder rein wissenschaftlich begründet – das Hinterteil an. Der Weg bis zum Bohnenheißbrühgetränkegrundstoffdepot ist lang – was soll man sonst machen, außer schauen? Irgendwas stimmt an dem Popo nicht! Ich grüble… Dann fällt es mir auf. Die Tik-Tok-Hose ist ein Nachbauteil. Vermutlich beim Diskonter als Schnäppchen geschossen, und für Euro 2,30 die Woche hat die kleine Lo-Ming sich wohl beim Nähen nicht sonderlich ins Zeug gelegt in dem Klamotten-KZ in Bangladesh. Zwar arbeitet sich die brüllend pinke Textilie passabel in die Arschfalte rein, aber die – von natur aus wohl ziemlich gewebeschlaffen Arschbacken – werden nicht anständig gehoben, sondern schlabbern beim Gehen hin und her, wie damals in der Schule die verhassten kleinen sandgefüllten Säcke, die man beim Bodenturnen manchmal an den Schädel geworfen bekam, und die zu sonst nichts gut waren.

Ich biege ab, nehm eine alternative Route, denn dieses Trauerspiel kann ich mir nicht länger ansehen. Das ist nicht schön. Das ist nicht ästhetisch. Und wenn man einen Hosenfraß-Podex gesehen hat, hat man ja doch alle gesehen. Ich bin nicht prüde. Ich schau mir ein schönes Frauenzimmer auch gerne an und gönne meinen müden Augen einen kurzen Ausflug in eine Zeit, in der ich jung genug war, was mit dem Anblick anzufangen. Aber nostalgisch fehlt mir ein wenig jene Zeit, als man ein Mädel kennenlernte, und erst nach Wochen, vielleicht sogar nach Monaten oder – wie in meinem Fall mit Lydia – nach Jahren zum ersten Mal das blanke Hinterteil zu sehen bekam und das verschämte Auge wohlgefällig an dem Anblick optisch äsen durfte, wobei der Mund ganz leise flüsternd sagte: “So so, dies also ist er, dein Popo. So also sieht er aus, dem Stoffverhau beraubt und ganz Natur. Wie schön! Ich dank dir fein, dass ich ihn schauen durfte.” Denn bis dahin bestand er nur in meiner Phantasie. Popöchens kannte man zu meiner Zeit vom Hörensagen nur.

Nun ja. Was soll’s! Ein Blick verschwendet. Und ich bin froh, dass es mal keine Leggins war, die einer wohlbeleibten Stadt-Brunhilde die aufgeduns’nen Beine fadenknarzend, ächzend halten.

© MISERANDVS 2021-05-29

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