Asokas süßer Liebesbeweis

Tanja Gitta Sattler

von Tanja Gitta Sattler

Story

Wenn wir umziehen, holen wir zwei Katzen. “Juhu!”, schreien unsere Jungs begeistert, jetzt ist alles nur noch halb so schlimm. Große Veränderungen sind für Kinder immer mit Angst verbunden. Unser Häuschen steht im Grünen, unterhalb des Schönberger Schlosses. In fünf Minuten erreichen wir den Park oder Wald, in fünfzehn das herrliche Fürstenlager. Ideal für Kinder und Samtpfoten. Da gibt uns Onkel Peter einen Tipp. Er weiß von einem Bauernhof mit Katzenwurf. Wir düsen hin und verlieben uns sofort. So ein putziges Mauzkonzert! Cody und Fox, sollen die Auserwählten heißen. Star Wars lässt grüßen!

Dank der beiden Miezen, scheint die Sonne bei uns eingezogen zu sein. Locken, spielen, streicheln, kuscheln. Keine Sekunde Langeweile, keine Zeit die alte Wohnung zu vermissen. Herrlich! Da geschieht ein Unglück. Der kleine Fox läuft zur Straße und wird überfahren. László ist untröstlich, Cody auch, wir alle. Nach der Trauerzeit finde ich im Internet ein weißes Katzenbabymädchen. „Sie wird Asoka heißen“, ruft László, endlich kann er wieder lächeln.

Die Zustände, die sich hinter der Adresse verbergen, lassen unseren Atem stocken. “Nichts anfassen!”, befehle ich. Überall Müll, Schimmel an den Wänden, Vogelkacke am Boden. Dazwischen barfüßige Kinder in schmutziger Kleidung. Der Hausherr zieht eine Schublade auf, packt ein schlappes Bündel am Genick. Entzündete, rote Augen, die Nase tropft, unfassbar! Milan flüstert entsetzt: “Mama!” Ich werde wütend, so ein Unmensch! “Okay, geben Sie mir das Baby. Ich werde viel Geld beim Tierarzt lassen, Ihnen zahle ich gar nichts. Sie können froh sein, wenn ich sie nicht anzeige.“ Der Tierarzt ist nicht weniger zornig, er bestätigt, dass Asoka dort nicht lange überlebt hätte. Auf der Heimfahrt kuschelt sich die Kleine eng an Lászlós Hand, sie schnurrt.

“Das ist ja ein Alien”, ruft mein Mann entsetzt. Asokas rote Augen haben Laserwirkung. Cody umkreist sie, schnuffelt, das Nackenfell bleibt glatt, kein Faucher. Akzeptiert – uns fällt ein Stein vom Herzen! Tag für Tag geht es unserem Mädchen besser. Sie fühlt sich mauzwohl und entwickelt sich prächtig. Ein Jahr später erleben wir das Wunder der Geburt. Papa Cody hat sich verzogen. Asoka sitzt am Boden und presst, schreit nach uns, will nicht allein sein. So erleben wir staunend die Geburt von Locke. In der Nacht kommen drei weitere Babys. Asoka ist eine wunderbare Mama. Am Morgen müssen wir ihr Wasser und Freßnapf bringen, keinen Millimeterbewegt sie sich fort, schleckt und säugt die noch blinden, fiependen Zwerge voller Hingabe. Das mitzuerleben ist die reine Wonne!

Abends lümmeln wir auf der Wohnzimmercouch und schauen einen Film. Asoka möchte zu uns, läuft hektisch zwischen Babys und Couch hin und her. Da geschieht etwas ganz Wunderbares. Sie trägt die Babys einzeln herbei und legt sie mir nacheinander auf den Bauch, dann kuschelt sie sich dazu.

Wir sind geflasht, einen solch zärtlicher Liebesbeweis ist ein unbezahlbares Geschenk!

© Tanja Gitta Sattler 2021-05-05

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