Astralios: Kapitel 4

Merle Diem

von Merle Diem

Story


Doch diese kleinen Lichtblicke dauerten nur bis zum nächsten kritischen Elternteil, das meinen Abschluss hinterfragte. Es war zermürbend.

Manchmal wünschte ich mir, dass ich mir einen schlichten Bürojob ausgesucht hätte. Morgens kommen, nachmittags gehen. Funktionierende Elektrogeräte, einen spießigen Ehemann an meiner Seite, und im Urlaub machten wir eine Kreuzfahrt auf der Mosel. Ich schüttelte mich innerlich. Vielleicht doch lieber unterbezahlt und unglücklich mit Menschen arbeiten, als mich in einem Job und einer Ehe zu langweilen, dachte ich und schloss mein Auto auf. Trotzdem fragte ich mich, wie lange ich diesen Zustand noch ertragen konnte.

Im Auto drehte ich die Musik laut auf und fuhr summend vom Parkplatz. Keine fünf Minuten später stand ich im dichten Verkehrsstau und drehte die Musik noch lauter, um meinen Frust abzubauen. Ich verfluchte den BMW hinter mir und den LKW vor mir. Nach einer Dreiviertelstunde war ich endlich zu Hause. Bevor ich mich gemütlich auf die Couch lümmeln konnte, wollte ich noch kurz in den nächsten Supermarkt. Ich hatte beim Wocheneinkauf die Hafermilch vergessen.

Ich schlenderte zwischen den Gängen, nahm eine Packung Nudeln in die eine und Schokocreme in die andere Hand. Mein Kopf war immer noch bei Frau Hövlek und ihrem unaufhörlichen Redefluss, als sich plötzlich jemand an mir vorbeidrängte. 

„Was zum …“, entfuhr es mir, und ich drehte mich um. Der Typ machte keine Anstalten, stehenzubleiben, und war bereits hinter dem nächsten Regal verschwunden. Verärgert ging ich zur Kasse und legte die Sachen auf das Band.

Als ich aufschaute, bemerkte ich, dass der Rempler vor mir stand. Ich warf einen kurzen Blick auf die gestresste Mutter hinter mir mit ihrem kleinen Jungen, bevor ich so tat, als würde ich im Stehen über meine eigenen Füße stolpern, und schubste den Rempler leicht gegen den Rücken, als ich versuchte, mich wieder aufzufangen.

„Hey, passen Sie doch auf!“, sagte er und drehte sich zu mir um. Ich bereute meine unüberlegte Aktion sofort. Sein Gesicht war wie aus einer Modelzeitschrift für Männer kopiert: goldblonde Haare, die leicht ins Gesicht fielen, graue Augen, gepflegter Bart und absolut keine Unebenheiten zu erkennen. Die Nase war perfekt gerade, und die Wangenknochen betonten den Moment der Erhabenheit, mit dem er sich gerade vor mir aufbaute. Augenblicklich schrumpfte mein Ego auf eine Erbse zusammen. Der Mann war auf die Art und Weise attraktiv, die anderen Menschen mit einem Blick Minderwertigkeitskomplexe einflößen konnte. Ich schluckte kurz und versuchte mich an einem entschuldigenden Lächeln.

„Immer am Handy“, sagte ich und hob wie zum Beweis mein Handy hoch 

„Passen Sie beim nächsten Mal auf, wo Sie hinlaufen“, sagte er in einer perfekt melodischen, tiefen Stimme.

© Merle Diem 2024-09-02

Genres
Science Fiction & Fantasy
Stimmung
Emotional, Komisch
Hashtags