Auch Bobbys müssen mal …

«Opa, wann gehen wir endlich zum König?», fragt Ivo ganz aufgeregt.
«Alles schön der Reihe nach mein Schatz. Zuerst besuchen wir das Harry-Potter-Studio und anschließend setzen wir uns in das London Eye. Dort haben wir eine fantastische Aussicht auf die ganze Stadt. Dann siehst du den Buckingham Palace, wo wir später am Gebäude entlang spazieren werden.»
Ist das das Königshaus, Opa?»
«Ganz genau, so ist es, Ivo.» 
«Aber ich will nicht dem Palast entlang laufen, Opa, das ist langweilig. Ich will dem König ‘Guten Tag’ sagen.»
«Oh, das wird schwierig, Ivo. Weißt du, der König arbeitet und hat keine Zeit den Touristen ein ‘Hallo’ zuzuwinken.»
Ivo überlegt kurz, dann antwortet er selbstsicher: «Dann geh’ ich eben an der Hausglocke klingeln!» 

Als die beiden am späteren Nachmittag dem Palast entlang schlendern, bleibt Ivo plötzlich stehen: «Opa, ist das eine Puppe?», fragt er und zeigt auf einen Mann mit roter Uniform und Bärenfellmütze.
Der Großvater schmunzelt und antwortet: «Scht! – nicht so laut.» Dabei hält er den Zeigefinger auf die Lippen. «Das ist keine Puppe. Der Mann bewacht den Palast, damit dem König nichts passiert. Hier in England werden diese Männer ‘Grenadier Guards’ genannt» antwortet er leise und lässt dabei seinen Enkel nicht aus den Augen. 
Großvater und Ivo gehen weiter. Begeistert von dieser faszinierenden Figur rennt der Kleine nochmals zurück, um ihn etwas genauer zu betrachten. Just in dem Moment, als Ivo um die Ecke biegt, sieht er, wie der Sicherheitsbeamte an die Mauer pinkelt. Geschwind eilt er zum Großvater zurück, um ihm zu berichten, was er gesehen hat. Noch immer außer Atem schaut er Großvater verständnislos an: «Opa, Opa, der Mann mit der großen Wintermütze hat soeben an die Wand gepinkelt», sprudelt es aus Ivo heraus.
Der Großvater bückte sich zu Ivo hinunter und flüsterte ihm ins Ohr: «Ja, Ivo, auch Bobbys müssen mal pinkeln.»

Fiktive Geschichte

Titelbild: Pissing Guard 2002
           Bansky (*1974)

Bansky ist das Pseudonym eines britischen Streetart-Künstlers. Mit seinen Schablonengraffitis wurde er in London und Bristol bekannt. Heute kennt man Bansky weltweit. Er ist wahrscheinlich der berühmteste Graffiti-Künstler auf der Welt. Zurzeit gilt er als einer der teuersten Künstler der Gegenwart. Niemand kennt seinen bürgerlichen Namen. Auch ist Banksy bemüht seine wahre Identität geheim zu halten. 
Ich habe die Erfolgsausstellung «THE MISTERY OF BANSKY – A GENIUS MIND», vor ein paar Wochen besucht und bin total fasziniert von der großartigen Kunst dieses anonymen Graffiti-Künstlers. Die Exposition zeigt mehr als 150 Werke. Die Ausstellung hat mir einen Einblick und Überblick über Banksy Schaffen verschafft. Ich war so angetan von dieser Kunst, dass ich zweimal den Rundgang durch die Ausstellung gegangen bin. Zu gerne hätte ich den Künstler persönlich getroffen und über seine Kunst gesprochen.