Auerochsen sterben nicht

Andreas Tatowsky

von Andreas Tatowsky

Story
Kaumberg


Aus der Ferne des Zimmers in dem ich gerade sitze und genüsslich meinen Morgenkaffee schlürfe, vernehme ich so nebenbei aus dem Ohrwinkel folgende seltsam anmutenden Worte: „Blicken wir auf den Auerochsen zurück ist klar, warum er ausgestorben ist.“ Sehr bedeutsame Aussage im TV als Vorankündigung zu einer durchaus spannenden klingenden Sendung denke ich bei mir.

Kunststück, der Auerochse ist ein Ochse und Ochsen können sich nicht mehr fortpflanzen, denke ich weiter, wenn ich in der Schule so richtig gut aufgepasst habe. Dabei wurden den Stieren des Gemächt mit einer Zange ziemlich lange abgeklemmt und somit unbrauchbar gemacht, um ihnen ordentlich Speck auf die Rippen zu zwingen. Das nun mehr oder weniger absichtlich aufgezwungene Desinteresse am weiblichen Rindvieh verursacht durch die unendliche Ruhe, die sie durch ihre Inaktivität bekommen haben, ermöglicht den Züchtern sich an diesem Zuwachs an Gewicht der Ochsen zu erfreuen. Daran sollten wir Menschen uns bei der Nase packen und uns ein Beispiel daran nehmen, nicht so Ruhig zu werden. Obgleich das mit der Nase ja so ein Ding ist, denn bekanntlich ist ja die Nase des Mannes so groß wie … na lassen wir das. Ich habe eine nicht allzu große Nase und auch zwei hübsche Kinder zusammengebracht. Vom Ochsen bin ich also noch sehr weit entfernt, dennoch aber mit einiges an Hüftspeck und Bauchschwarte ausgestattet, jedoch ohne der beiden monströsen Hörner auf der Birne und dennoch behauptete meine Göttin neulich noch ich sei mit ihnen direkt verwandt. Entrüstung macht sich breit, nur weil ich das Grünzeug jetzt frisch zu pflücken und ungekocht von der Wiese zu essen pflege? Jetzt wo doch alles so teuer ist, warum denn nicht? Den Garten vor der, und jetzt sind wir wieder beim Thema Nase, erfreue ich mich an all dem schönen Grünzeug, das dort wächst und gedeiht. Von Löwenzahn über Minze, Klee bis Breitwegerich, keines der Kräuter ist nunmehr vor mir sicher. Entstanden ist das Ganze aus der Überlegung, dass ich keine zehn Kräuter zu erkennen vermochte, die auf dem einen Quadratmeter wachsen, den ich dazu benützte, um auf ihm zu sitzen, wenn ich in einer Wiese Platz nahm und meinen müden Körper nach anstrengender Tätigkeit zur Ruhe bettete.

Diese Geschichte ist jetzt etwa so gut zwanzig Jahre her. Jetzt kenne ich, wie ich behaupte, einige wenige dieser Kräuter schon beim Nahmen, kenne deren anregende Wirkung, ihre genaue Anwendung und ihre fachgerechte Zubereitung zu allen möglichen Arten der Verabreichung. Nur manchmal, wenn ich wieder einmal durch die Wälder ziehe, um mir die passenden Kräuter für meinen heißgeliebten, selbst ausgewählt und gepflückten Kräutertee zu besorgen, vergesse ich Ur-Ochs ihre Nahmen wieder und meinte nun, die Auerochsen stürben doch nicht gar so schnell aus wie immer gedacht wird.

Ich will mir jetzt eine frische Tasse Kaffee einschenken, meinen Körper zum Fernseher hinbewegen und echt einmal ansehen, was die in der Sendung dazu meinen werden.

© Andreas Tatowsky 2023-06-13

Genres
Humor& Satire
Stimmung
Komisch, Unbeschwert
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