Auf den Hund gekommen

Andrea Stix

von Andrea Stix

Story

Auf den Hund gekommen ist eigentlich eine Redensart, mit der man umschreibt wie schlecht es einem geht. Ich finde immer den Ursprung von Sprichwörtern interessant, aber ich habe hierzu keine eindeutige Erklärung gefunden.

Es könnte doch sein, dass sich die Redewendung daraus entwickelt hat, weil ein Hund vor noch gar nicht allzu langer Zeit als „Nutztier“ gehalten wurde. Er wurde als Wachhund für Tiere eingesetzt oder sollte Hab und Gut bewachen oder sogar Lasten ziehen.

Sie werden ja heute noch vielfach als Schlittenhunde eingesetzt. Das habe ich auch mal ausprobiert. Früher hatten wir ja noch jeden Winter genügend Schnee zum Schlittenfahren. Und da haben wir schon mal unseren Bernhardiner dazu verwendet, dass er uns den Hügel hochzieht, damit wir runtersausen können. Kindheitserinnerung an glückliche Stunden!

So wie es für den redensartlichen Hund viele Ursachen geben kann, wie z.B. Arbeitsplatzverlust, Faulheit oder ein Suchtprofil, so kann man auch auf unterschiedlichem Wege zu einem Hausgenossen kommen: der Pepi Onkel versucht die Welpen seiner Hündin unterzubringen und nach langem Zureden wird man Hundebesitzer. Oder man ist auf Urlaub in einem Land, in dem Hunde wild herumlaufen. Aus Mitleid füttert man ihn täglich und dann als der Abschied kommt, hat man den Hund so liebgewonnen, dass man ihn einfach mitnimmt. Die nette Nachbarin zieht in ein betreutes Wohnen und dort sind keine Haustiere erlaubt. Nachdem man den kleinen Pudel schon längere Zeit Gassi geführt hat, verspricht man der netten Frau, dass man ihren Liebling gut versorgen wird.

Egal auf welche Weise man zum Hundebesitzer geworden ist, man würde seinen Mitbewohner nicht mehr hergeben. Darin sind sich alle einig. Und auch wenn es Zeit ist, sich von seinem lieben Haustier zu verabschieden, die Erinnerung an gemeinsame schöne Erlebnisse kann einem niemand nehmen.

Sogar der sonst so wortkarge Herr Strobel strahlt über das ganze Gesicht, wenn wir über seinen Mischlingshund sprechen 1):

Durch die herumlaufenden Hunde im Park sind wir wieder einmal auf den Jackie gekommen. Immer wieder betont Herr Strobel wie wohlerzogen sein Hund war: „der ist sogar für einige Stunden alleine geblieben und hat aufs Wort gefolgt“. Jackie wurde dafür ja auch mit besonderen Leckerbissen verwöhnt. Und jedes Mal ergänzt Herr Strobel, dass der Hund einen eigenen Schlafplatz hatte und nicht ins Bett durfte (was mich ehrlich gesagt überrascht hat).

Ja und eines Tages musste er Jackie schweren Herzens zum Tierarzt bringen, weil er an Altersschwäche zusammengebrochen war. Immer wenn Herr Strobel von diesem schmerzhaften Abschied erzählt, schaut er mich mit traurigen Augen an. Dann halte ich seine Hand und wir schweigen einen Moment. Und manchmal tröstet sich Herr Strobel dann selbst: „Jackie hat es ja gut, er darf jetzt im Hundehimmel wohnen“

® Andrea Stix

1) Anmerkung der Autorin: wahre Begebenheit, Name und Ort wurden aus Datenschutzgründen geändert

© Andrea Stix 2020-04-28

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