von Lia Pipa
Loslassen und SpontaneitĂ€t sind fĂŒr mich als Kopfmensch Königsdisziplinen. Dass ich auch anders kann, bewies ich bei unserem letzten Urlaub. Mit Ohrstöpseln im Flugzeug nach ⊠Ich wusste es nicht. Mein Liebster hatte den Urlaub gebucht und uns am Airport eingecheckt. Das Briefing vorab: der voraussichtliche Wetterbericht fĂŒr zehn Tage und die EssenzialitĂ€t von Badebekleidung! So trottete ich mit voll aufgedrehtem MP3 Player und gesenktem Blick hinter ihm her. Ein paar Stunden spĂ€ter wurde ich am Flughafen in Porto begrĂŒĂt. Wir checkten in ein Hotel mit schönem Pool und Garten, samt zweistöckiger Unterkunft mit KĂŒche, ein. Zu Abend aĂen wir in einem Restaurant, das Healthy Food in allen Variationen auf liebevoll dekorierten Tellern anbot. Das Auge aĂ dort wirklich mit. Anders, als wenn ich zu Hause koche. Frei nach dem Motto: âIm Magen istâs eh finster.â
Unser erster Abend fĂŒhrte uns zu einer Portwein-Verkostung. Kredenzt wurden uns fĂŒnf Weine zu je fĂŒnf Zentilitern. Sidefact 1: Die sĂŒĂeren Sorten haben ĂŒber 130 Gramm Zucker auf einen Liter. Sidefact 2: Die Kombination aus Alkohol und Zucker multipliziert den Promillepegel zum Quadrat. Nach der Verkostung wankten wir den Douro entlang und inspizierten verschiedene GeschĂ€fte. Die SardinenlĂ€den waren dabei genauso sehenswert wie ein Shop, der diverse Saucen in Malertuben anbot. Am nĂ€chsten Tag fuhren wir zum Stadtstrand. Aus dem Baden wurde jedoch nichts. Das Fleckchen Schatten, auf dem wir uns niederlieĂen, lockte auch einen anderen Dude samt seinen Homies an. Mit einer Palette Bier und gefĂŒhlt schon sieben intus, rĂŒckten sie uns volltrunken auf die Pelle. Wir lieĂen uns verjagen und marschierten zurĂŒck Richtung Stadt. Dabei besichtigten wir einen Leuchtturm, flanierten durch einen kleinen Markt und bestaunten einen Maler, der am Strand sein neues Meisterwerk zeichnete. ZufĂ€llig fanden wir das kleine, familiĂ€r gefĂŒhrte Tapas-Restaurant âTaberna Cais das Pedrasâ. Der Wein war köstlich, ebenso die Speisen, die man auf einem Zettel ankreuzte. SpĂ€ter genossen wir noch eine PastĂ©is de Nata â fettig, sĂŒĂ und jede einzelne Kilokalorie wert.
Am nĂ€chsten Tag wandelten wir auf den Spuren von J. K. Rowling, die in den 90ern in Porto Englisch unterrichtete. Man munkelt, dass sie sich vom Brunnen Fonte dos LeĂ”es vor der UniversitĂ€t fĂŒr das âGryffindorâ-Wappen und vom malerischen Garten Jardins do PalĂĄcio de Cristal fĂŒr den verbotenen Wald inspirieren lieĂ. Die vorbeihuschenden Studenten sorgten dank Umhang auch fĂŒr Harry-Vibes. Empfehlenswert ist der Besuch der âLivraria Lelloâ. Die Treppen erinnern an die magische Schule, die BĂŒcherei selbst an den bekannten Zauberladen in der Winkelgasse. Tipp: Vorab einen Slot buchen. Die 15 Euro dafĂŒr kann man spĂ€ter gegen ein Buch eintauschen. Als StĂ€rkung gab es danach eine Francesinha. Muss man probiert haben, gilt als SpezialitĂ€t. Am letzten Abend sahen wir uns den Sonnenuntergang an. Wir schlenderten an einem ca. 70-jĂ€hrigen Mann vorbei, der mit Keyboard falsch, aber mit Inbrunst und ohne Genierer âYouâre My Heart, Youâre My Soulâ von Modern Talking sang. Eines der Highlights meines Liebsten.
© Lia Pipa 2024-06-23