von Elke Koller
Eigentlich bin ich ja kein so großer Fan der Autorin. Aber wer hätte nicht schon den einen oder anderen Abend mit einer ihrer TV-Liebesgeschichten verbracht? Natürlich sehen wir sie alle nur wegen der schönen Landschaft. Oder? Cornwall, ein Fleckchen in Großbritannien, das ich unbedingt einmal im Leben sehen wollte. 2018 erfüllte ich mir diesen Wunsch.
Wer hätte gedacht, dass meinem ersten Ausflug in Cornwall eine deutsche Beschreibung beiliegen würde? „Viele Leute kommen hier her, besonders Deutsche, die auf den Spuren von Rosamunde Pilcher unterwegs sind.“ Mit diesen Worten wurde mir die Wegbeschreibung überreicht, die von meinem romantischen Hotel zum Meer führen sollte.
Da ich einen riesigen Respekt vor dem Linksverkehr habe, machte ich mich zu Fuß auf den Weg zum Strand.
Zuerst ging es einen düsteren Hohlweg entlang. Ich hoffte nur, mir würde kein Bus entgegenkommen, sonst hätte ich mich eng an die 1 Meter hohe Böschung drücken müssen. Als der Weg etwas anstieg, konnte ich zwischen den bemoosten Bäumen riesige Farnbüsche erkennen.
Unter einer zerfallenen Holzbrücke hindurch öffnete sich die Landschaft endlich zu Wiesen und Weiden rechts und links. Laut Beschreibung musste ich nun am Rose-Cottage vorbei links abbiegen. Das Anwesen war genau so wie sein Name sagte von Rosenbüschen umgeben und von Kletterrosen bewachsen.
Immer die Augen rechts und links wandern lassend, tastete ich mich die Beschreibung entlang, stieg über niedrige Wegmarkierungen – „Footpath“ – und kam schließlich zu einem Feldweg. War ich noch richtig?
Am Ende des Weges kam ich zu einer Farm mit Pferdestall. Die schnaubenden Tiere beobachteten den frühen Besucher. Aber keine Menschenseele war zu sehen. Ich umrundete die Farm und kam auf einen schmalen Weg, der eine Hecke entlangführte. Bald umgab mich dichter Wald. Ich bewunderte Stechpalmenzweige mit ihren roten Früchten, Moose und Flechten, die alles eingekleidet hatten. Es duftete nach Herbst.
Nun war ich bereits über eine Stunde unterwegs. Laut meiner Beschreibung sollte ich Wasser rauschen hören. Ich lauschte, aber nichts war auszumachen. Etwas zögerlich ging ich weiter. Wenn ich mich nun verirrt hatte? Wäre die Beschreibung in Englisch gewesen, hätte ich ja noch eine Entschuldigung gehabt. Aber so? Hatte ich etwas falsch verstanden?
Doch da! Endlich konnte ich ein gurgelndes, plätscherndes Geräusch erahnen. Ganz tief unten im Wald sah ich einen Bach glitzern.
Nach weiteren 10 Minuten eröffnete sich mir ein wahrer Postkarten Ausblick: Zu meiner Linken ein kleines, weißes Farmhaus, ein Teich mit Gänsen und zwei Pferden, die sich im Wasser spiegelten. Geradeaus das Meer, das in der Morgensonne glitzerte.
Meine Seele öffnete sich in diesem Moment der überwältigenden Freude.
© Elke Koller 2020-08-15